Während Erdogan einen kritischen Journalisten nach dem anderen ins Gefängnis wirft (gestern war es Can Dündar, der Chefredakteur der Zeitung Cumhuriyet), lamentieren unsere Politiker und Journalisten, daß man – leider, leider! – wegen der Flüchtlingskrise Zugeständnisse an den großen Sultan in Ankara machen müsse.
Das ist Unfug. Mit einem Autokraten, einem ausgewiesenen Demokratiefeind wie Erdogan macht man keine Kompromisse. Und niemals – wirklich niemals! – darf man diesen türkischen Putin darin bestärken, sein Land könne einmal Mitglied der EU werden!
Wir haben uns durch die Osterweiterung der Europäischen Union schon genug Ärger eingehandelt – da sind jetzt, zum Beispiel in Polen, Ungarn und Tschechien, Regime entstanden, die nicht das geringste Interesse an europäischer Solidarität haben und nur noch die Gelder aus Brüssel abgreifen wollen. Und dazu jetzt noch Erdogans Türkei?
Ich erwarte von Merkel und den anderen europäischen Politikern eine klare Absage an weitere Beitrittsverhandlungen mit Erdogan.
Mit Erpressern verhandelt man nicht.
Im übrigen ist es doch nicht so, daß Europa von der Türkei abhängig ist. Solche einseitigen Abhängigkeiten gibt es heute nicht mehr – heute ist jeder von jedem abhängig. Es wäre eine Schande für Europa, wenn seine Staatsmänner jetzt eine Art Canossagang nach Ankara anträten, während dort die demokratische Opposition samt den Journalisten und den unbotmäßigen Richtern und Staatsanwälten im Gefängnis sitzt.