Es gebe „kein Grundrecht auf ein besseres Leben“, sagt der feine Herr Orbán aus Ungarn. Da sollte er einmal die Declaration of Indepedence lesen, die Gründungsurkunde der Vereinigten Staaten von Amerika. Hier ist der entscheidende Auszug:
We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness.–That to secure these rights, Governments are instituted among Men, deriving their just powers from the consent of the governed, –That whenever any Form of Government becomes destructive of these ends, it is the Right of the People to alter or to abolish it, and to institute new Government, laying its foundation on such principles and organizing its powers in such form, as to them shall seem most likely to effect their Safety and Happiness.
In einer zeitgenössischen Übersetzung heißt das:
Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, daß alle Menschen gleich erschaffen worden, daß sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt worden, worunter sind Leben, Freyheit und das Bestreben nach Glückseligkeit. Daß zur Versicherung dieser Rechte Regierungen unter den Menschen eingeführt worden sind, welche ihre gerechte Gewalt von der Einwilligung der Regierten herleiten; daß sobald einige Regierungsform diesen Endzwecken verderblich wird, es das Recht des Volks ist, sie zu verändern oder abzuschaffen, und eine neue Regierung einzusetzen, die auf solche Grundsätze gegründet, und deren Macht und Gewalt solchergestalt gebildet wird, als ihnen zur Erhaltung ihrer Sicherheit und Glückseligkeit am schicklichsten zu seyn dünket.
Das „Bestreben nach Glückseligkeit“ (heute wird pursuit of happiness meist mit „Streben nach Glück“ übersetzt), lieber Herr Orbán, gehört zu den unveräußerlichen Menschenrechten seit 1776. Und nur zu diesem Zweck sind, wie es in der Declaration of Independence heißt, Regierungen eingesetzt worden. Da können Sie sich drehen und wenden, wie Sie wollen, da können Sie die armen Flüchtlinge in Lager pferchen, mit Fußtritten traktieren lassen oder wie Zootiere polizeilich mit Brosamen füttern.
Das Streben nach Glück ist nicht nur ein Urbedürfnis des Menschen, es ist und bleibt ein unveräußerliches Recht jedes Menschen.
Europa, lieber Herr Orbán, schämt sich für Ungarn – das war nun wirklich nicht immer so.
Es ist erst so, seit Sie an der Macht sind.