Ein Check ist nach dem Großen Wahrig eine „Prüfung“ oder „Kontrolluntersuchung“.
Daß man sich beim Arzt durchchecken läßt, ist schon vor längerer Zeit in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen – obwohl auch dieses Wort eigentlich ziemlich überflüssig ist, denn dabei läßt man sich einfach nur gründlich untersuchen.
Seit einiger Zeit ufert die Sache mit dem Check als Substantiv aber aus – vor allem im Fernsehen.
Den Anfang hat, jedenfalls in der öffentlichen Wahrnehmung, Frank Plasberg mit seinem Faktencheck in „Hart aber fair“ gemacht. Dabei werden, präziser kann man es nicht sagen, Fakten – oder besser: Aussagen – auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Aber braucht man für so etwas ein neues Wort? Faktencheck in diesem Sinn ist doch (neben dem subjektiven Kommentar) die Aufgabe von Journalismus schlechthin! Dinge überprüfen, sehen, ob sie wirklich stimmen – das ist schlicht und einfach: Journalismus. Inzwischen wird aber überall gefaktencheckt, daß einem der Kopf brummt: der WWF macht einen, weil er angegriffen wird, die Berliner Morgenpost, weil sie Sarrazins Thesen nicht so doll findet, der Spiegel macht einen zur Migration, der Verkehrsclub Deutschland zum E10-Benzin, die Financial Times über Griechenland usw. usf. Auch ein Blog nennt sich natürlich so, und daß man bei der Urlaubsplanung erst einmal den holidaycheck anderer Urlauber durchliest, ist eine Selbstverständlichkeit geworden.
Wie es in einer Mediengesellschaft wohl nicht anders sein kann: wenn einer mit einem Wort anfängt, wird es bald aufgegriffen, und bald wird überall gecheckt, was das Zeug hält.
Der WDR, von dem ja auch Plasberg herkommt, tut sich da besonders hervor:
Christa S. aus Wermelskirchen ist verzweifelt. Die 45-Jährige lebt mit dreien ihrer fünf Kinder in einer 85-Quadratmeter-Wohnung. Doch trotz Jobs reicht das Geld nicht aus, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
Was kann man da nur machen? Yvonne Willicks, die beim WDR inzwischen zum ubiquitären Hans Dampf in allen Gassen geworden ist (oder muß man gendermäßig korrekt „Hanna Dampf“ sagen?), Yvonne Willicks also weiß, was zu tun ist – sie macht natürlich einen Haushaltscheck!
Mit einigem Schrecken habe ich jetzt gesehen: selbst 3sat springt auf diesen Zug auf und nimmt einen Museumscheck ins Programm. Der Sender setzt noch eins drauf und lädt zur Diskussion in einem Forum ein: „Checken Sie mit!“
Muß das alles wirklich sein?
Das einzig Tröstliche ist, daß solche im Grunde völlig überflüssigen und nichtssagenden Wörter meist wieder verschwinden – hoffentlich zeitnah!
Die Wikipedia hat die modernen Zeiten übrigens verschlafen und bietet als Wortbedeutung nur „eine Aktion beim Poker“, ein „anderes Wort für Scheck“ und eine „heftige Körperberührung bei verschiedenen Sportarten“ an. Na ja, die haben’s halt noch nicht gecheckt …