Die Insel Kos liegt direkt vor dem türkischen Festland. Wer einmal auf der Halbinsel Bodrum Urlaub gemacht hat, weiß das. Kos ist so nah, daß man zumindest im Sommer gefahrlos hinüberfahren kann.
Die griechische Insel hat etwa 30.000 Einwohner – und in den letzten Monaten sind mehr als 7.000 Flüchtlinge dazugekommen. Die Griechen, die – auch aufgrund der brutalen Politik von Merkel und Schäuble – selbst am Hungertuch nagen, können eine solche Flut kaum bewältigen. Es kommt zu unhaltbaren Zuständen, auch weil die Flüchtlinge keineswegs einfach nur glücklich sind, ihrem Schicksal entronnen und ihres Lebens sicher zu sein, nein: sie stellen Forderungen, wollen in dieses oder jenes Land und werden sofort aggressiv, wenn ihnen das nicht gestattet wird. Was sie den Griechen damit aufbürden, interessiert sie nicht.
Der Vergleich dieser neuen „Völkerwanderung“ mit den Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg ist absurd. Haben sich damals etwa Heimatvertriebene zusammengerottet, Polizeiwachen angegriffen und Forderungen gestellt?
Meine Eltern sind beide 1946 aus dem Sudetenland vertrieben worden, und sie waren zumindest hier in Hessen alles andere als willkommen. Das hat man sie überall spüren lassen, wo sie zwangseinquartiert wurden. Von „Willkommenskultur“ war da keine Rede. Aber sie waren froh, den tschechischen Pogromen entronnen zu sein, und sie hätten nicht einmal im Traum daran gedacht, hier aggressive Forderungen zu stellen oder Polizisten anzugreifen.
Ganz anders die (meist muslimischen) Flüchtlinge von heute. Statt dankbar zu sein, daß sie immerhin ihr Leben gerettet haben, sind sie aufeinander losgegangen, sie haben auf Kos Polizeiwachen angegriffen, stellen Forderungen und können von der hilflosen griechischen Polizei nur mit Mühe gebändigt werden.
Und da kommt Claudia Roth ins Spiel.
Sie ist, wenn man den Zeitungen glauben darf, extra nach Kos geflogen, um das Los der Flüchtlinge zu besichtigen. Und natürlich liefert sie, was die Presse hören will.
Für die Flüchtlinge ist die Unterbringung auf Kos gerade die Hölle auf Erden.
Kann es sein, daß Frau Roth da etwas durcheinanderbringt? Die „Hölle auf Erden“, die findet sich doch, so dachte ich wenigstens, in jenen Ländern, denen die Flüchtlinge glücklich entkommen sind. Wenn man aber der Hölle entkommen ist, wenn man sein Leben und seine körperliche Unversehrtheit gerettet hat, geht man da auf die Polizisten seines Gastlandes los? Stellt man da aggressive Forderungen?
Claudia Roth, sicher eine der sympathischeren Grünen, bleibt leider auch auf Kos der grünen Ideologie treu. Flüchtlinge sind immer gut, Aufnahmeländer sind immer böse (schon weil sie keine Willkommenskultur haben!). Wo eine Ideologie waltet, bleibt aber die praktische Vernunft auf der Strecke.
Sache der praktischen Vernunft wäre es an erster Stelle, überhaupt nicht mehr von „Flüchtlingen“ zu reden. Kein Land auf der Welt kann alle aufnehmen, die in das Land hineindrängen. Wer nicht mehr unterscheidet und unbeschränkt alle willkommen heißt, schadet damit nur den echten Kriegsflüchtlingen und den politisch Verfolgten.
Sache der praktischen Vernunft wäre es auch, den Menschen aus dem Balkan keine Hoffnung zu machen, daß sie hier in irgendeiner Form „geduldet“ würden. Die Plätze, die sie besetzen, werden für die wirklichen Flüchtlinge dringend gebraucht.
PS: Die Schleuserbanden – ein blühender Wirtschaftszweig! – gibt es nicht nur in Schwarzafrika und im Maghreb. Im Kosovo und in Albanien ziehen sie, wie man vor kurzem in einer Reportage der F.A.Z. lesen konnte, von Dorf zu Dorf, erzählen den Armen dort Geschichten vom deutschen Paradies, und wenn sie genug „Flüchtlinge“ angeworben haben, ziehen sie weiter ins nächste Dorf.