Die gute Windkraft und das böse, böse Atom – ein deutsches Märchen

Atomkraft ist böse, Windkraft ist gut. Auch dieses Mantra gehört zum heutigen Zeitgeist. Aber wo kommt so ein Zeitgeist her? Warum weht er so – und warum nicht ganz anders?

In den 60ern gehörte es zum guten Ton, an seinem Auto einen Aufkleber „Atomkraft – nein danke“ anzubringen. Das war lange vor Tschernobyl so, und danach erst recht. Die Gefahren der Atomkraft waren lange verharmlost und verniedlicht worden, jetzt auf einmal erschienen sie als Bedrohung des menschlichen Lebens auf der Erde. Dabei war von Klimawandel und globaler Erwärmung noch keine Rede. Es ging nur um die Gefahr einer Kernschmelze.

Heute, da uns die Folgen des global warming mit extremen Wetterphänomenen schon bedrohen, obwohl das alles, was wir zur Zeit erleben, erst der Anfang der Katastrophe ist, werden von den Jüngern des modernen Zeitgeistes Kohle- und Kernkraftwerke gemeinsam und ohne Unterschied verteufelt. Logisch ist das ganz und gar nicht, denn Kernkraftwerke sind klimaneutral, nur Kohlekraftwerke tragen (und zwar kräftig!) zur globalen Erwärmung bei. Wer die fürchterlichen Folgen der Erderwärmung verhindern will, müßte eigentlich für den Erhalt und den Ausbau der Kernenergie sein. Aber das hieße ja: seinen Verstand gebrauchen, statt den Gefühlen freien Lauf zu lassen.

In der heutigen F.A.Z. beharrt in einem ganzseitigen Artikel („Deutschland, gutes Klimaland?“) Prof. Reinhard Wolf von der Frankfurter Goethe-Universität genau auf diesem logischen Zugang, und zwar ganz ausdrücklich – und zurecht. Gefühle sind ja schön und gut, aber wenn sie kein rationales Fundament haben, sind sie mehr als gefährlich.

Wolf weiß natürlich, daß „der Bau neuer Atomkraftwerke keine realistische Option mehr“ darstellt – er würde

seitens der politischen Parteien mehr Offenheit für neuartige Argumente und mehr Bereitschaft zu öffentlicher Selbstkritik voraussetzen.

Aber es hilft nichts: man muß der gefühligen Begeisterung für die Energiewende endlich Fakten gegenüberstellen. Der Ausbau der Windenergie ist inzwischen fast zum Erliegen gekommen. Der Widerstand gegen die Windkraftmonster wird immer stärker: selbst im grün-roten Baden-Württemberg ist im ganzen ersten Halbjahr 2014 nur ein einziges (!) Windrad neu dazugekommen. Auch die erheblichen Eingriffe in den Naturhaushalt etwa durch Pumpspeicherkraftwerke werden von der Bevölkerung weitgehend abgelehnt: ein Bürgerentscheid über ein solches Kraftwerk am Osser im Bayerischen Wald brachte über 85% Nein-Stimmen. Dagegen hat sich der Anteil der Kohleverstromung in den Zeiten der Merkelschen Energiewende sogar noch erhöht: er stieg zwischen 2010 und 2014 von 41,5 auf 43,2%. Der Ausbau der Windenergie, soviel scheint festzustehen, kann nur noch durch einen radikalen Abbau demokratischer Mitsprachrechte, also quasi durch eine Ökodiktatur, durchgesetzt werden.

Die Kanzlerin hat zusammen mit ihrer Partei vor Fukushima einen durch und durch rationalen Energiekurs betrieben: die Kernenergie sollte als „Brückentechnologie“ trotz möglicher Gefahren solange betrieben werden, bis andere (sichere!) Energieformen gefunden waren. Aber nach Fukushima hat sie in einem Salto mortale von einem Tag auf den anderen und mit einer ihr eigentlich fremden Irrationalität die Abschaltung aller Kernkraftwerke innerhalb weniger Jahre angeordnet. Also ausgerechnet jene Kraftwerke, die das Klima nicht belasten, schaltet sie ab, während in der gleichen Zeit der Anteil der Kohlekraftwerke, die wesentlich zur Erderwärmung beitragen, sogar noch steigt!

Das hat mit Logik nun wirklich nichts mehr zu tun.

Das Resümee, in dem Prof. Reinhard Wolf seine Argumente zusammenfaßt, ist deshalb eindeutig:

Was folgt aus dieser Betrachtung für Industrieländer, die es mit der versprochenen Dekarbonisierung ernst meinen? Zunächst einmal zeigt sie, daß die Atomenergie im Vergleich zur Kohleverstromung das kleinere Übel darstellt. Solange Kohlendioxidabscheidung und -speicherung technisch nicht möglich sind, muß die Energiepolitik der Industrieländer darauf gerichtet sein, daß Kohleverstromung möglichst schnell verringert wird. Das bedeutet, daß bei der Stillegung von Kraftwerkskapazität den Kohlekraftwerken der Vorzug zu geben ist, beim Neubau hingegen den Atomkraftwerken.

Wer auch immer zum vorurteilsfreien Denken bereit ist, sollte Wolfs Artikel unbedingt lesen. Jene aber, die Sklaven ihrer Gefühle (und des Zeitgeistes!) bleiben möchten, mögen in Gottes Namen weiter im Wolkenkuckucksheim wohnen bleiben.

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