Daß Frauen in der Öffentlichkeit gefälligst zu schweigen haben, kennt man auch aus den Anfängen des Christentums. Man denke nur an den ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther (14, 34-35, hier in der Übersetzung von Hermann Menge):
Die Frauen sollen in den Gemeindeversammlungen schweigen, denn es kann ihnen nicht gestattet werden zu reden, sondern sie haben sich unterzuordnen, wie auch das Gesetz es gebietet. Wünschen sie aber Belehrung über irgend etwas, so mögen sie daheim ihre Ehemänner befragen; denn es steht einer Frau übel an, sich in einer Gemeindeversammlung hören zu lassen.
Nun sollte man aber berücksichtigen, daß dieser Brief des Paulus vermutlich im Jahr 54 nach Christi Geburt geschrieben wurde – also vor fast zwei Jahrtausenden. Der Text sorgt übrigens bei Diskussionsabenden immer für Heiterkeit (außer bei bierernsten, verstockten Feministinnen).
Fast 2000 Jahre später, nämlich am gestrigen Mittwoch, hat der stellvertretende türkische Ministerpräsident, der Rechtsanwalt Bülent Arınç, im Parlament die Fassung (oder etwa gar den Verstand?) verloren. Als ihn eine Parlamentarierin aus den Reihen der kurdischen HDP mit einem Zwischenruf unterbrach, herrschte er sie an:
Seien Sie still! Sie als Frau, seien Sie still!
Im vergangenen Jahr hat er übrigens schon einmal mit der Forderung Aufsehen erregt, Frauen sollten in der Öffentlichkeit nicht laut lachen. Damit ist er aber noch vergleichsweise zurückhaltend, denn bei seinen muslimischen Glaubensbrüdern in Afghanistan durften Frauen überhaupt nicht lachen.