Das „heilpraxisnet“, das von Google News immer auffallend bevorzugt wird, lädt stets zum Verweilen ein – schon aus sprachlichen Gründen. Vor ein paar Tagen las man zum Beispiel folgende Meldung (hier einzusehen):
Vegetarier und Veganer haben weniger Vorurteilen.
Ja, deutsche Sprak, swäre Sprak. Aber viel unverständlicher als das Deutsch ist der Inhalt dieses Artikels. Er bezieht sich auf eine Studie von Wissenschaftlern der Universitäten Mainz und Wuppertal:
Die Forscherinnen Susanne Singer und Kathy Taylor vom Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI) der Universitätsmedizin Mainz sowie Petra Veser von der Universität Wuppertal haben mögliche Zusammenhänge der Ernährungsform und der Einstellung gegenüber anderen Menschen untersucht. Veröffentlicht wurden die Studienergebnisse in dem Fachmagazin „British Food Journal“.
Nun weiß ja inzwischen jeder, daß es zu jeder Studie wiederum andere Studien gibt, die zu genau entgegengesetzten Ergebnissen kommen. Was die Veganer betrifft, so habe ich mich seit längerer Zeit mit ihnen (und vor allem mit ihren Äußerungen) beschäftigt – und muß leider sagen, daß die Studie hier ein völlig falsches Bild wiedergibt.
Erst einmal muß man (schon methodisch) streng zwischen Vegetariern und Veganern unterscheiden. Die meisten Vegetarier (aber nicht alle!) haben eine ganz persönliche Entscheidung getroffen: sie essen einfach aus ethischen oder gesundheitlichen Gründen kein Fleisch mehr. Nur eine Minderheit von ihnen will missionieren, und Haß ist den meisten von ihnen fremd.
Ganz anders sieht es bei vielen Veganern aus. Ich habe selten so viel Haß und und so viel dumme Arroganz gespürt wie in den Beiträgen in Veganerforen. Deshalb sehe ich hier im Grunde alle Kriterien erfüllt, die eine Sekte definieren. Eine Sekte wird ja nicht durch den „Glaubensinhalt“ ihrer Anhänger definiert, sondern durch strukturelle Merkmale, und eines der wichtigsten dieser Merkmale ist der Haß auf alle Andersdenkenden. Ein Zeuge Jehovas schottet sich gegen alle Menschen ab, die nicht Zeugen Jehovas sind, und ein Veganer schottet sich gegen die von ihm zutiefst verachteten „Fleischfresser“ ab (wobei „Fleischfresser“ noch zu den eher harmlosen Wörtern aus dem Munde von Veganern gehört). Wie man da zu dem Urteil kommen kann, daß diese Menschen freier von Vorurteilen seien als die Opfer ihres Hasses, erschließt sich mir wirklich nicht.
Es ist doch gerade dieser Haß auf „Andersessende“, der so erschütternd ist. Gehen Sie einmal als normaler, also „omnivorer“ Mensch („Allesfresser“, würden die Veganer sagen) in ein beliebiges Veganerforum, und die Augen werden Ihnen übergehen! Was Ihnen dort begegnet, hat mit dem Wunsch, andere von der eigenen Haltung zu überzeugen, wirklich nichts mehr zu tun: es ist blanker Haß.
Deshalb ärgere ich mich immer, wenn unsere Journalisten (auch die klügeren unter ihnen!) so tun, als seien die Veganer einfach nur die konsequenteren Vegetarier. So werden die Unterschiede zwischen beiden (auch durch nicht näher eingegrenzte Begriffe wie „Veggie Day“) verwischt.
Nein, die Veganer zeigen, jedenfalls soweit sie sich artikulieren, ein ausgesprochenes Sektenverhalten. Wie die obengenannte Studie methodisch vorgegangen ist, um ihnen „Vorurteilsfreiheit“ zuzuschreiben, kann ich mir nicht erklären. Ein Blick in ein beliebiges Veganerforum hätte die Autoren der Studie eines besseren belehren können.
PS: Auch ein anderes Ergebnis der Studie, daß nämlich „ältere Personen generell mehr zu Vorurteilen gegenüber anderen Personen tendieren“, zeugt – so pauschal fromuliert – nicht gerade von solider Wissenschaftlichkeit.