Unitymedia streicht seinen analogen Kunden auch noch das Tagesprogramm von arte und 3sat

Das muß man sich einmal vorstellen: etwa ein Drittel der Kunden von Unitymedia (die Firma gehört übrigens einem weltweiten Investor mit Sitz in London), sieht analoges Kabelfernsehen und ist damit zufrieden. Das wurmt den Investor, denn mit digitalem Fernsehen kann er viel mehr verdienen – allein schon durch die vielen (teuren!) Zusatzpakete. Was macht dann ein Investor? Dasselbe wie ein Hausbesitzer, der sein Haus entmietet und „modernisiert“, um einen tüchtigen Reibach zu machen.

Unitymedia hat uns in Hessen letztes Jahr ohne jede Vorankündigung im analogen TV zwei Dritte Programme (N3 und MDR) gestohlen und durch billigste Schrottsender ersetzt. Jetzt werden die Daumenschrauben von den feinen Herren weiter angezogen: seit gestern morgen kann ein Drittel der Unitymedia-Kunden (also alle mit Analoganschluß) die beiden letzten Kultursender in Deutschland – 3sat und arte – nur noch stundenweise sehen (abends und nachts). Inzwischen gibt das Unternehmen zu, daß es nach und nach alle analogen Sender abstellen will. Daß er mit den besten öffentlich-rechtlichen Sendern anfängt, paßt zu diesem Konzern, an dessen „Monopolkapitalismus“ jeder Marxist seine Freude hätte.

Wie kann es sein, daß in einem so essentiellen Bereich wie dem Fernsehen ein so brutales und selbstherrliches Monopol herrscht? Wo bleibt da die Marktwirtschaft? Weil es keine Konkurrenz gibt, ist man den Entscheidungen des Konzerns hilflos ausgeliefert. Ein Konzernvorstand bestimmt in letzter Instanz, welche Programme ich sehen darf – zu einem solchen Zustand hätte es nie kommen dürfen.

Das Grundübel liegt in der überhasteten, schludrigen Einführung des Privatfernsehens unter Helmut Kohl in den 80er Jahren. Die Landesmedienanstalten, die eigentlich über die Kabelnetzbetreiber ihres Landes wachen sollten, haben diese Aufgabe nie kraftvoll wahrgenommen. Sie haben sich nicht einmal bei den vielen kleinen Tricks und Gaunereien der Privatsender (etwa bei der Zahl der Werbepausen) durchgesetzt.

Die Verachtung von Unitymedia gegenüber seinen (Analog-) Kunden zeigt sich übrigens auch daran, daß ich auf der Internetseite der Firma nicht einmal die neue Senderbelegung und die genauen Uhrzeiten bei doppelt belegten Kanälen abrufen kann. Wenn ich meine Adresse eingebe, heißt es:

Für diese Adresse können keine Sender gefunden werden.

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