Nein, den Schäuble mag ich nicht

Und es ist mir völlig unbegreiflich, weshalb er unangefochten (und fast unverrückbar!) auf der Beliebtheitsskala unserer Politiker so weit oben steht.

Das ist wahrscheinlich etwas Urdeutsches: so wie der Hausvater, der sein Geld zusammenhält und keine Schulden macht (die „schwarze Null“!) eine Lichtgestalt ist, so gehörten auch die Finanzminister immer schon zu den beliebtesten Ministern (man denke nur an Theodor Waigel und Hans Eichel). Sie sind die seriösen Kassenwarte der Nation: keine funkensprühende Geister, sondern redliche Seelen, die aufpassen, daß kein Geld verlorengeht. Nicht eine einzige Frau war je in Deutschland Finanzminister, es waren alles ältere Herren – der jüngste war übrigens Peer Steinbrück (Jahrgang 1947).

Alle diese Bedingungen erfüllt auch Schäuble. Warum mag ich ihn dann nicht?

Weil er soviel Kälte ausströmt. Von Griechenland will ich gar nicht reden: da ist von ihm nie ein freundliches, tröstendes Wort für das leidende griechische Volk gekommen (übrigens auch nicht von Merkel). Nein, geradezu von einer typischen Eiseskälte war der Umgang Schäubles mit seinem Sprecher Michael Offer auf der berüchtigten Pressekonferenz im November 2010. Offer hatte ein Pressepapier nicht rechtzeitig fertiggestellt. Das kann vorkommen, und ein tadelnder Halbsatz hätte als Rüge vollauf genügt. Aber Schäuble hat seinen Sprecher vor laufenden Kameras buchstäblich „zur Sau gemacht“ (tut mir leid, man kann es nicht anders bezeichnen).

Und er hat sich an der peinlichen Situation genüßlich geweidet.

Soviel Häme, soviel öffentliche Demütigung hat man selten gesehen. Schäubles Bemerkungen über die Griechen bewegen sich übrigens auf demselben Niveau. So reden die reichen über ihre armen Verwandten, so reden Gutsherren über ihre Knechte.

Nein, ich mag Schäuble nicht.

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