Die CDU will – entsetzt durch ihre Verluste in den Großstädten – eine moderne Partei werden. Was heißt das jetzt konkret ? Sie will endlich dieselben Fehler machen wie Grüne, Linke und die SPD. Herzlichen Glückwunsch dazu schon einmal vorab!
Jetzt ruft sie allen Ernstes dazu auf, in den Schulen (hört!) das „Ende der Kreidezeit“ herbeizuführen (hier nachzulesen). Thomas Strobl, einer der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der CDU/CSU, wird in der Presse mit folgenden Worten zitiert:
Deutschland müsse in die Digitalisierung der Schulen investieren, sagt Strobl. Mädchen und Jungen sollen nicht nur früh lernen, wie sie mit neuen Technologien umgehen, sondern auch wie sie entwickelt werden. „Nur so kann die nächste Generation gut ausgebildeter Fachkräfte entstehen“, heißt es in dem Bericht.
Vor soviel Schlichtheit kann man nur den Kopf schütteln. Das „Ende der Kreidezeit“: ein so dummes Bonmot hat man lange nicht mehr gehört. Manfred Spitzer hat in seinem Buch „Digitale Demenz – Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen“ (unbedingt lesen!) gründlich nachgewiesen, wie schlimm sich die viel zu früh eingesetzte Digitalisierung auf die Gehirne unserer Kinder auswirkt. Bildung sollte deshalb in der Kindheit solange wie es nur irgend geht analog, also traditionell stattfinden. Erst wenn die traditionelle Bildung im Schüler verankert ist, kann man behutsam damit beginnen, das Kind oder den Jugendlichen der digitalisierten Welt (als einer Ergänzung der analogen) auszusetzen.
Aber das „Neuland“ Internet, das ja nun erkennbar viel mehr Gefahren als Gewinn für Heranwachsende bringt, versetzt so manche Politiker in einen Rausch der Sinne. Wie benebelt sind sie – und sehen im Digitalen so etwas wie einen Nürnberger Trichter, mit dem alles, alles gut wird.
Sie werden ihr blaues Wunder erleben.
Wer im Internet sprachlich Formuliertes liest, begegnet dem blauen Wunder schon heute. Die sprachliche Intelligenz ist auf ein so erbärmliches Niveau gesunken, daß man sich fast schämt. Die meisten Forumsbeiträge enthalten keinen einzigen halbwegs korrekten Satz mehr. Welche Eltern haben das zugelassen? Welche Lehrer haben da versagt? Wieviel mögliche Kompetenz ist da gar nicht erst entstanden?
Alle diese jungen Menschen schwimmen auf einer Woge der Digitalisierung. Hat sie ihnen irgendeine Art von Bildung beigebracht? Nicht im geringsten. Sie fördert nur die geistige Faulheit, denn selbst Aufsätze zu einfachsten Thema setzt man heute aus Bausteinen zusammen, die man aus dem Internet zusammengeklaut hat. Und es soll sogar Politiker geben, die auf diese Weise ihre Dissertationen fabriziert haben.
Nein, das Internet hat nur dort einen Sinn, wo es Ergänzung zu einem ganz traditionell erworbenen und fest verankerten Wissen ist. In Grundschulen hat es nichts zu suchen, und auch in fortführenden Schulen sollte es so spät wie möglich eingesetzt werden.
Ich verstehe ja, lieber Herr Strobl, daß Sie sich über die Wahlverluste in den großen Städten grämen. Aber eine schlechte Politik durch eine noch schlechtere zu ersetzen, um ein bißchen cool oder in auszusehen: das ist doch sehr billig.