Afrika: die Kolonialmächte sind an allem schuld! Oder vielleicht doch nicht?

Gestern konnte man in der F.A.Z. ein kurzes Interview mit dem aus Ghana stammenden Peter Kardinal Turkson lesen. Mit einigen seiner Antworten – etwa der, daß Afrika die „demographische Ausblutung“ durch die Flucht nach Europa nicht verkraften könne – mag man noch einverstanden sein. Auch daß sich „wenige an der Spitze bereichern, während die Masse arm bleibt“, ist sicher richtig. Aber dann kommt auch beim Kardinal, wie man es aus Afrika kennt, wieder die große Exkulpation: die Ursache liege

in der verfehlten Staatswerdung beim Weg von der Kolonie in die Unabhängigkeit.

Sind also – so fragt ihn die F.A.Z. – die Kolonialmächte an allem schuld? Die Antwort ist eindeutig:

Die Europäer … schufen die ersten Handelswege und Abhängigkeiten. Heute lamentiert Europa über Chinas Engagement in Afrika. Chinesen oder Inder hätten aber nie eine Chance bekommen, wenn sich Europa nicht aus seiner Verantwortung für die Fortentwicklung seiner ehemaligen Kolonien gestohlen hätte.

Das ist – gelinde gesagt – eine grobe, aber für das heutige Afrika typische Verfälschung der Geschichte. Die Afrikaner konnten in den 50er und 60er Jahren gar nicht schnell genug  unabhängig werden. Die weißen Kolonialherren wurden von blutigen „Befreiungsbewegungen“ (Kenia!) und der öffentlichen Meinung immer mehr unter Druck gesetzt, bis sie schließlich aufgaben und fast alle afrikanischen Staaten in die Unabhängigkeit entließen.

Was haben die Afrikaner daraus gemacht? Der schwarze Kontinent birgt heute die korruptesten Regime der Welt. Selbst nach 50 oder 60 Jahren Unabhängigkeit gibt es nur wenige Lichtblicke. Auch das Erbe Nelson Mandelas wird von seinen Nachfolgern (und vor allem von dem unsäglichen Jacob Zuma) verschleudert.

Warum ist das in Afrika so? Und warum auf anderen Kontinenten nicht?

Darüber sollten vor allem die Afrikaner selbst nachdenken. Die Schuld nach so vielen Jahrzehnten immer noch allein den Kolonialmächten zuzuschieben, ist mehr als billig.

PS: Einer der schlimmsten afrikanischen Kriegsverbrecher, der sudanesische Staatspräsident (und fromme Muslim!) Umar al-Baschir, durfte – offenbar mit Genehmigung der südafrikanischen Regierung – das Land trotz eines gerichtlichen Verbots als freier Mann verlassen. Er war der Herr der Dschandschawid, einer von ihm gesteuerten und ausgerüsteten Mörderbande, die in Darfur mit bisher noch nie dagewesener Grausamkeit mordete und vergewaltigte. Wegen seiner Verbrechen wird er mit internationalem Haftbefehl gesucht – aber der feine Herr Zuma hat ihn entwischen lassen. Das ist die übliche Kumpanei innerhalb der Afrikanischen Union, bei deren Treffen in Südafrika sich einige der schlimmsten und korruptesten „Präsidenten“ des Kontinents zusammengefunden haben.

Solange Afrika in einem solchen Zustand ist, möchte man sich jede Schuldzuweisung gegenüber den alten Kolonialmächten energisch verbitten. Auch wenn sie von einem Kardinal kommt.

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