Es gibt in Deutschland ganz besonders viele Putinversteher, mehr als in irgendeinem anderen Land auf der Welt – das reicht von der rabiaten Gabriele Krone-Schmalz, die Argumenten nicht mehr zugänglich ist und bei Debatten ihre entsicherte Waffe auf die Diskussionsteilnehmer richtet, bis hinauf zum bedächtig formulierenden Helmut Schmidt. Sie alle haben eines gemeinsam: sie blicken großzügig über Putins autoritäres Regiment im Innern hinweg, in dem sich inzwischen Verbrecher verschiedenen Typs bis hin zum gedungenen Mörder gemütlich eingerichtet haben.
Schritt für Schritt geht es unter Putin zurück in die Breschnew-Ära.
Jetzt hat der Staatssender Rossija 1, der schon lange keine Journalisten mehr beherbergt, sondern nur noch (wie einst in der guten alten Sowjetzeit) brave Hündchen, die so bellen, wie ihr oberster Rudelführer, das große Alphatier, es will, auch die Geschichte des Prager Frühlings von 1968 umgeschrieben. Aber – was heißt umgeschrieben?
Hier sind Geschichtsfälscher am Werke, die sich Journalisten nennen. Sie rechtfertigen heute, im Jahr 2015, den Überfall des Warschauer Pakts auf die Tschechoslowakei mit genau denselben absurden Begründungen, die man damals von Breschnew und seinen Helfershelfern hören konnte. Dubcek, Svoboda & Co. – sie alle waren (wohlgemerkt: das sagt Putins Haussender im Jahr 2015!) Werkzeuge der „Faschisten“. Es habe ein „faschistischer Umsturz“ gedroht, die NATO (sie ist immer an allem schuld!) habe die Besetzung der Tschechoslowakei geplant und sich „der Hilfe faschistischer Kräfte“ im Lande bedient.
Also: Faschismus, wohin man blickt – genau wie in der Ukraine, gell?
Was sind das für erbärmliche „Journalisten“, die für eine Handvoll Rubel die Geschichte verfälschen? Schämen sie sich nicht für ihre Sklavenseelen?
Ich habe den Prager Frühling und seinen Untergang erlebt. Ich empfinde für Putins Lohnschreiber tiefen Abscheu – für diese Herren (und nicht für unsere deutschen Journalisten!) wäre „Lügenpresse“ das zutreffende Wort.