Der Ruhestand muß sie sehr langweilen: Gabriele Krone-Schmalz, die in einem früheren Leben eine gute Auslandskorrespondentin war, tingelt inzwischen von Talkshow zu Talkshow. Heute abend ist sie bei Maischberger, und man sieht schon wieder vor dem geistigen Auge, wie sie bei putinkritischen Diskussionsbeiträgen unruhig auf ihrem Stühlchen hin- und herrutscht und energisch das Wort einfordert.
Sie war eine gute Journalistin – und auf dieses „war“ kommt es an. Denn heute ist aus ihr eine Lobbyistin für Putin geworden. Warum? Das weiß der Himmel. Ihr Weltbild ist jedenfalls so schlicht geworden, daß sie einem fast schon wieder leid tut. Der Westen hat Putin persönlich tief beleidigt, der Westen ist deshalb an allem schuld – so könnte man ihr Credo in aller Kürze zusammenfassen. Die Herkunft des Kremlherrschers aus dem Milieu der kommunistischen Geheimdienste, seine konsequente Beseitigung der (ohnehin schwachen) demokratischen Ansätze in Rußland, die Gleichschaltung der Justiz und der Presse, das Aushebeln der Demonstrationsfreiheit, die Einschüchterung der Opposition, der Aufbau halbfaschistischer Jugendorganisationen – das alles interessiert sie nicht.
Und doch wird sie immer wieder in alle Talkshows eingeladen, fast im Wochentakt. Und das ist das einzig Erfreuliche an ihrer ständigen Präsenz: offenbar findet man sonst in ganz Deutschland niemanden mehr, der in ganzen Sätzen reden kann – und den Herrscher im Kreml verteidigt.
PS: Die „Journalisten“, die Putin in die westlichen Talkshows schickt (heute ist es Ivan Rodionov), sind nur noch unsägliche Propagandisten der russischen Regierung – bloße Zerrbilder eines unabhängigen Journalismus. Es ist wieder wie in der guten alten Sowjetzeit, aber selbst das gibt einer Krone-Schmalz nicht mehr zu denken.