Es war im Böhmer Wald, wo meine Wiege stand …

Fällt Ihnen an dieser Überschrift irgendetwas auf? Stören Sie sich an einem der Wörter? Nein?

Schade. Dann gehören Sie wahrscheinlich zu einer Generation, der man in der Schule und von Amts wegen das Sprachgefühl gründlich ausgetrieben hat. Wundern darf man sich darüber nicht, wenn etwa Kultusminister und sog. „Pädagogen“ die Grundschulkinder nach der Einschulung erst einmal schreiben lassen, wie sie sprechen. Da stehen dann Sätze wie diese an der Tafel: „Wia wahren hoite im Tsoo“ – und bleiben unkorrigiert.

Nur nicht verbessern! Nur keine Regeln beibringen! Nur nicht überfordern! Das würde den Kindern die spontane Freude am Schreiben verleiden, sagen die Didaktiker aus der linken Ecke.

Am Ende bleibt die bittere Erkenntnis, daß inzwischen auch die beiden wichtigsten Kulturtechniken – Lesen und Schreiben – von „fortschrittlichen“, experimentierfreudigen Pädagogen in Frage gestellt werden.

Am Ende bleibt, zum Beispiel – der Böhmer Wald.

Natürlich heißt es: Böhmerwald. Und jetzt raten Sie mal, wer daraus den unsäglichen „Böhmer Wald“ gemacht hat! Es ist – die ARD.

Vielleicht haben Sie ja den schönen Film „Bärenkinder“ am vergangenen Montag gesehen. Zwei kleine verwaiste Bären werden von einem Mann adoptiert und behutsam aufgezogen. Und die Kamera, so beschreibt es die ARD auf ihrer Internetseite, begleitet die Bären

auf ihren abenteuerlichen Streifzügen durch den fast unberührten Böhmer Wald.

Ja, so steht es wirklich da, schwarz auf weiß, in einer offiziellen Programmbeschreibung der ARD: Böhmer Wald.

Was soll man dazu noch sagen? Es sieht fast so aus, als ob nur noch eine kleine (und weiter schrumpfende!) Minderheit der Deutschen überhaupt ein Interesse an der eigenen Sprache hat. Jeder schreibt, wie er will, jeder macht sich seine eigenen Regeln, und wenn man sieht, wie sich erwachsene Menschen im Internet ausdrücken, wird einem übel.

Wir sind auf dem besten Wege, ein Volk von Analphabeten zu werden.

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