Das heutige Zitat des Tages stammt vom russischen Botschafter in Berlin, Wladimir M. Grinin (aus einem Leserbrief an die F.A.Z.):
Das Ziel unserer Politik besteht darin, gemeinsam mit unseren Nachbarn ein friedliches komfortables Miteinander zu gestalten.
Dieser wunderschöne Satz hat mich auf eine Idee gebracht.
Das Märchen als literarisches Genre führt heutzutage nur noch ein Schattendasein. Gewiß, manch einer liest seinen Kindern so etwas noch vor, aber da handelt es sich fast immer um Märchen aus dem 19. Jahrhundert (Brüder Grimm, Hauff, Andersen). In der Gegenwart ist die Gattung des Märchens fast erloschen.
Mit einer Ausnahme – Putin!
Unermüdlich bemüht sich Putin – zusammen mit anderen Märchendichtern wie Lawrow oder Grinin oder Kiseljow – um die Erneuerung und Belebung dieses Genres. Wer seine Reden aufmerksam verfolgt, ist mehr als erstaunt über die Kreativität, mit der der russische Präsident neues Leben in die alte literarische Form gießt.
Man denke nur an das Märchen von den Kindermördern von Kiew, die es natürlich vor allem auf russische Kinder abgesehen hatten. Oder an die Geschichte von der geplanten Ausrottung aller Russen auf der Krim, die erst im letzten Augenblick durch das energische Eingreifen von Mütterchen Rußland verhindert werden konnte. Oder, fast noch schöner: an jene wundersame Geschichte von der kleinen Schar russischer Soldaten, die sich eines Tages im Nebel verirrten und sich plötzlich auf ukrainischem Gebiet wiederfanden.
Die Liste ließe sich beliebig verlängern. Deshalb lautet meine Forderung: Putin muß dieses Jahr, stellvertretend für die ganze Moskauer Dichterschule, den Nobelpreis für Literatur bekommen!