Wir hatten vor langer Zeit einen Nachbarjungen, der gern mit unseren Kindern spielte. Er hieß Peter. Einmal kam er zu uns und sagte mit leuchtenden Augen (es wurde bei uns bald ein geflügeltes Wort): „Isch habb Laser!“ Er hatte ein Spielzeug geschenkt bekommen, das er wohl, wie es bei Kindern nicht selten ist, für eine echte Laserkanone hielt. Die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit waren bei ihm noch nicht so scharf gezogen wie bei Erwachsenen.
An den kleinen Peter muß ich immer denken, wenn ich lese, was der Genosse Putin im Moment so alles treibt. Wie er seine atomare Luftflotte haarscharf an die Grenzen der NATO-Länder fliegen läßt, um erst im letzten Augenblick abzudrehen. Wie er sein Land, das wirtschaftlich darniederliegt, mit neuen, sündteuren Waffensystemen beglückt, statt es zu ernähren. Wie er sich überall mit seinem archaischen Männlichkeitsgehabe lächerlich macht. Wie er seine Landsleute gegen „den Westen“ aufhetzt mit einem Propagandaapparat, der es bald mit Göbbels aufnehmen kann. Wie er – er hat ja Laser! – Grenzen verletzt (und versetzt), Nachbarländer angreift und sein Söldnerheer in die Ukraine schickt.
Das alles erinnert mich an den kleinen Peter – nur eben, daß Putin kein kleiner Junge ist, sondern der Präsident eines mächtigen, bis an die Zähne bewaffneten Staates. Wenn einer wie er „Isch habb Laser!“ schreit, dann kann man ihm gar nicht früh genug seine Grenzen aufzeigen. Die deutsche Regierung hat nun lange genug Geduld gezeigt und ihm hundert Brücken gebaut. Der Herrscher über die Reußen hat alle verschmäht.
Jetzt gilt es, die Staaten der NATO und alle, die in Putins Fadenkreuz sind, gegen seine Aggression zu verteidigen.
Es ist eine neue, eine für uns im Westen ungewohnte (und ungewollte!) Situation. Auch weil wir jetzt lernen müssen, daß Freiheit und Demokratie nicht nur (wie viele von uns gedacht haben) vom Kommunismus bedroht waren. Sie sind, weil es heute kein stabiles, austariertes System von Blöcken mehr gibt, stärker gefährdet denn je: nicht nur von den muslimischen Steinzeitkriegern, sondern auch von Politikern wie Putin, die das mühsam aufgebaute Gefüge des europäischen Friedens bedrohen, weil – ja: weil sie „Laser haben“.