Vorgestern habe ich über den hochinteressanten Artikel „Die Linke im Muff von tausend Jahren“ von Samuel Schirmbeck berichtet. Heute will ich nun ein paar erhellende Zitate aus Schirmbecks Artikel (hier nachzulesen) nachtragen, die alle von gläubigen Muslimen stammen.
Von Soheib Bencheikh zum Beispiel. Er stammt aus einer tiefreligiösen Familie und hat, wie Schirmbek schreibt, seine Kindheit in Saudi-Arabien, seine Schulzeit in Algerien und die Studienzeit an der Al Azhar-Universität in Kairo zugebracht. Seit fast 20 Jahren ist er Großmufti von Marseille. Hören wir einmal, was dieser hochgebildete Islamgelehrte über den heutigen Zustand des Islams sagt:
Die Angst vor dem Islam ist vollkommen berechtigt. Im Namen dieser Religion werden die schrecklichsten Verbrechen begangen. Im Namen dieser Religion geschieht derzeit eine ungeheure Barbarei. Wenn die Menschen Angst vor dem Islam haben, so ist das völlig normal. Auch wenn ich kein Muslim wäre, würde ich mich fragen, was das für eine Religion ist, auf die sich Verbrecher berufen.
Und an anderer Stelle:
Die Tiefe und die geistige Dimension des Koran wurden verschüttet. Stattdessen hat man millimetergenau nachgeäfft, was eine menschliche Person, nämlich der Prophet, getan haben soll. Man läuft Gefahr, den Islam auf dem Niveau der damaligen Beduinengesellschaft festzuschreiben und ihn für immer im sechsten Jahrhundert nach Christus festzunageln. Die himmlischen Heerscharen sind nur damit beschäftigt, Bekleidungs- und Nahrungsregeln zu erlassen – wie eine himmlische Hausordnung! Wahrhaftig eine platte, ausgetrocknete Vorstellung von der Religion!
In der Welt der Moscheen herrscht oft noch die Dummheit, die Unwissenheit. Niemals ein Wort der Selbstkritik. Niemals! Die ganze Welt hat unrecht, und wir ruhen uns auf unserer kleinen Wahrheit aus. Das zeigt eine Denkfaulheit, wie sie typisch ist für das Ende großer Dynastien.
Abdellah Taia, ein marokkanischer Intellektueller, der heute im französischen Exil lebt, schreibt:
Die Vernunft daran zu hindern, sich wirklich ernsthaft bei uns einzurichten, ist die wahre Katastrophe.
Und für den algerischen Journalisten Saïd Djabelkhir gibt es für das Terrorismusproblem im Islam nur eine Lösung, nämlich:
die archaischen Interpretationen und Diskurse anzugreifen, die immer noch Terrorismus hervorbringen und ihn rechtfertigen.
Als letzten Zeugen dafür, daß es auch viele kluge, vorausschauende Männer im Islam gibt, wollen wir noch den Philosophen Abdennour Bidar anführen, der in seinem „Offenen Brief an die muslimische Welt“ folgendes schreibt:
Ich sehe dich ein Monster hervorbringen, das sich ,Islamischer Staat‘ nennt. Das Schlimmste aber ist, dass ich dich deine Zeit und deine Ehre damit verlieren sehe, dich zu weigern, zuzugeben, dass dieses Monster aus dir geboren ist, aus deinen Irrwegen, deinen Widersprüchen, deinem unaufhörlichen Hin- und Hergerissensein zwischen Vergangenheit und Gegenwart, deiner schon zu lang andauernden Unfähigkeit, deinen Platz in der menschlichen Zivilisation zu finden.
Das sind nur wenige Zitate aus einem ganzseitigen Artikel, den ich zur Lektüre dringend empfehle.