Goldenes Kalb 2.0 oder: Die Anbetung des Euro durch Angela die Beliebige im Jahr des Herrn 2015

Es nimmt kein Ende mit Griechenland. Brav hat das Land alle Anweisungen der Troika und der strengen Kanzlerin befolgt, erste Lichtblicke waren da – und jetzt, da Neuwahlen stattfinden werden und ein Wahlsieg der Linken nicht mehr auszuschließen ist, holt die Kanzlerin wieder den Knüppel aus dem Sack. Ein Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone sei „verkraftbar“, ließ sie ausrichten.

Das ist schon merkwürdig: kein anderes Land wird von Merkel so herablassend, so arrogant behandelt wie das Mutterland der europäischen Demokratie.

Diese Kälte war von Anfang an da – sogar Putin wird von der Kanzlerin weniger grob behandelt als die Griechen. Wie kommt das? Der Grund liegt, glaube ich, darin, daß Angela Merkel den Euro anbetet wie das Goldene Kalb, daß sie – um es noch deutlicher zu sagen – überhaupt wenig Gespür dafür hat, was die Menschen in Europa außerhalb der ökonomischen Sphäre bewegt.

Griechenland ist ein schönes Land. Die Menschen dort, die (von einer kleinen Schicht von Schmarotzern abgesehen) für ihr Überleben schon immer hart arbeiten mußten, haben sich sogar in der großen materiellen Not, wie sie jetzt über das Land hereingebrochen ist, ihre Freundlichkeit und ihren (Galgen-) Humor bewahrt. Aber ihre Geduld ist nicht unendlich: wenn man sie – nun schon seit Jahren! – behandelt wie Aussätzige, wie die Unberührbaren in Indien, dann ist ihre Geduld irgendwann erschöpft. Diesem Zeitpunkt nähert sich das Land.

Seit dem Beginn der Krise ist von Merkel kein menschliches Signal an die Griechen gelangt. Das einzige Signal, das sie den Griechen schickt, ist – die Troika.

Dabei wäre gerade ein freundliches Wort zur rechten Zeit so wichtig (und so wirkungsvoll) gewesen! Aber dazu ist die Kanzlerin offenbar nicht fähig. Sie herrscht, sie belehrt, sie droht nur.

Die Griechen sind keine braven, obrigkeitshörigen Menschen. Sie sind oft störrisch, sie politisieren bis zur Selbstzerfleischung, sie neigen zum Chaos. Und sie haben auch ihren Stolz. Wer ein bißchen darauf Rücksicht nimmt, kann gut mit ihnen auskommen.

Aber Angela Merkel geht es wirklich nur und ausschließlich um den Euro. Ihre dumme Bemerkung, daß mit dem Euro auch Europa falle (einer der dümmsten Politiker-Sätze der letzten Jahre), war kein Ausrutscher, sie hat ihn immer und immer wiederholt. Sie glaubt diesen Unfug wirklich.

Aber – höre, Merkel! – ein Land ist nicht schon deshalb bedeutend, weil es eine starke Währung hat. Völker haben ihren Charme, auch wenn ihr Bruttosozialprodukt wenig bedeutend ist. Was Menschen und Völker anziehend macht, hängt nun wirklich nicht davon ab, ob sie im Wirtschaftsbetrieb klaglos funktionieren.

Es gibt ein Leben jenseits der Ökonomie!

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