Hessen hat einen grünen Wirtschaftsminister: Tarek Al-Wazir. Der Natur freilich, zum Beispiel den Rotmilanen, die wie viele andere Vögel und Fledermäuse von Windrädern zerfetzt werden, ist er nicht grün.
Er ist, wie praktisch die gesamte Führungsschicht seiner Partei, nur noch das Zerrbild eines Grünen: also keiner, dem die Schönheit und die Unversehrtheit der Natur noch am Herzen liegt, sondern ein Ingenieur und Lobbyist der Windkraftindustrie.
Al-Wazir tut sich bei diesem beispiellosen moralischen Niedergang der grünen Partei nicht sonderlich hervor – er ist einfach nur ein typisches Beispiel unter vielen anderen.
Es geht um den Rotmilan (Milvus milvus, Bild rechts), der ganz besonders unter den monströsen Windkraftanlagen leidet.
An die 150 Milane sind allein im Vogelsberg tot unter Windrädern gefunden worden, aber das dürfte nur ein kleiner Teil der tatsächlichen Todeszahlen sein, denn die meisten Kadaver werden relativ schnell von Aasfressern beseitigt und tauchen in keiner Statistik mehr auf.
In Brandenburg sind im Jahr 2011 mehr als 300 Rotmilane von Windrädern getötet werden. Außerdem kommt es, wie man hier nachlesen kann, überall zu sog. „Meideeffekten“ der empfindlichen Milane: auch wenn sie den Rotoren entkommen, flüchten sie davor und kehren nicht zurück. Freunde der Windkraft bzw. Freunde des Reibachs, den man mit der Windkraft machen kann, haben darüber hinaus, etwa im Altmarkkreis Salzwedel (Sachsen-Anhalt), ein drastisches Mittel gefunden, um doch noch zu ihren Pachteinnahmen zu kommen: sie zerstören offenbar immer wieder die Horste der Rotmilane.
Der Bestand der Art ist dadurch, wie man nachlesen kann, mittelfristig gefährdet.
Den grünen Wirtschaftsminister grämt das offenbar wenig. Tarek Al-Wazir beliebt zu scherzen (hier nachzulesen):
Das Naturschutzargument werde häufig von jenen angeführt, die Argumente gegen die Windräder suchten. „Mancher, der heute für den Rotmilan kämpft, hat vor Monaten noch gedacht, dass es sich dabei um einen serbischen Freischärler handelt“, sagt Al-Wazir. Diese Protestler seien nicht „unsere Stammklientel“.
Ach, selten so gelacht, lieber Tarek! Das ist echt grüner Humor! Ich kenne solche lustigen Bemerkungen sonst zwar nur von Spießbürgern, die sich spießbürgerlich darüber ärgern, daß ein Autobahnausbau von einer Heuschrecke oder einem Fledermausvorkommen behindert wird – aber daß jetzt auch ein grüner Spitzenmann in diesen Humor einstimmt, zeigt zumindest eines: die Grünen sind angekommen.
So schnell hat noch keine Partei ihre Ursprünge und ihre Ideale verraten.