Das konnte man vor einigen Tagen in SPIEGEL Online lesen:
Jatropha heißt das Zauberwort: Aus dieser ölhaltigen Bohne lässt sich alternativer Kraftstoff gewinnen.
Viermal am Tag soll jetzt ein Airbus der Lufthansa von Frankfurt nach Hamburg fliegen, bei dem eines der Triebwerke mit einer Mischung aus herkömmlichen Kerosin und „Bio-Kerosin“ aus der Jatropha-Pflanze betrieben wird.
Ich könnte mir denken, daß Trittin und Künast begeistert sind.
Bio! Alles Bio!
Auch das alte Märchen vom zertifizierten Anbau werden sie uns jetzt wieder auftischen. Aber in Wirklichkeit handelt es sich hier, wie bei allen sog. „Energiepflanzen“ um einen Betrug im großen Stil. Es ist eine dreiste Lüge, hier überhaupt Begriffe wie „Bio“, „Öko“ oder „nachhaltig“ zu benutzen.
Für alle, wirklich alle tropischen „Energiepflanzen“ wird erst einmal gerodet – Regenwald vor allem, wertvolles, artenreiches Brachland oder auch Ackerland, auf dem jetzt noch viele Familien ihr Auskommen finden. Es wird also erst einmal zerstört, enteignet und vertrieben, damit die Industrieländer die auf den gerodeten Flächen angebauten Pflanzen dann in Triebwerken und Motoren verbrennen können. Das Anbaupotential für Jatropha curcas, so liest man es jedenfalls in der Wikipedia, soll weltweit „zirka 30 Millionen Hektar“ betragen. Jeder kann sich vorstellen, was für eine Zerstörung angerichtet werden muß, um solche Flächen in Monokulturen zu verwandeln.
Und ausgerechnet die grüne Bewegung, die sonst nicht ein und aus weiß vor lauter Sensibilität mit der Dritten Welt, klatscht hier Beifall und mahnt allenfalls eine „Zertifizierung“ an, von der alle Fachleute wissen, daß sie in den Ländern, um die es hier geht, geradezu absurd ist.
Mit den Getreide- und Rapsmonokulturen in unseren Breiten ist es nicht anders. Ich bin seit vielen Jahren mit der Kartierung von Pflanzen und Insekten beschäftigt, und ich schreibe es den deutschen Grünen hiermit ins Stammbuch: wenn der Anbau von Energiepflanzen in großflächigen Monokulturen auf dem heutigen Niveau bleibt oder gar weiter gesteigert wird, kommt es auch bei uns unausweichlich zu einem Artenschwund im großen Stil.
Worüber ich mich immer wundere: wo bleibt da eigentlich der Aufschrei der grünen Basis?
Ich weiß, daß es auf der unteren Parteiebene immer noch viele Grüne gibt, die sich engagiert und auch kenntnisreich für die Erhaltung der Natur einsetzen. Aber warum schweigen sie? Warum lassen sie ihre inkompetente Führung gewähren, für die „Energie“ zu einem Götzen, zum neuen Fetisch geworden ist? Wir haben doch nicht seit den 80er Jahren den Kampf gegen die Monokulturen geführt, um jetzt auf noch viel größeren Flächen Pflanzen für die Verbrennung in Benzinmotoren und Triebwerken anzubauen!
Noch einmal: ich weiß nicht, welcher Teufel die Grünen reitet. Ich weiß nur: mit der Politik, die sie jetzt betreiben, sind sie zu einer Gefahr für die Natur geworden – hier und überall auf der Welt.