Es stimmt ja: Günther Jauch ist in letzter Zeit bei vielen Themen überfordert. Aber die Fernsehkritik, die heute die Spiegel-Redakteurin Hannah Pilarczyk über seine Sendung abliefert (hier nachzulesen), ist auf eine andere Art genauso ärgerlich. Sie ist nämlich ein abschreckendes Beispiel für feministischen Journalismus im schlechten Sinne des Wortes.
Sehen wir uns einmal ihre Wortwahl an – streng geschlechtsspezifisch. Beginnen wir mit den Männern.
Günther Jauch werden folgende Eigenschaften zur Last gelegt:
unterbelichtet
wie ein schrulliger Onkel, der kurz aus seinem Hobbykeller herausgekommen ist
schwurbelte etwas
hat sein eigenes Thema nicht durchstiegen
reaktionär
Onkel Jauch
Ranga Yogeshwar kommt nicht besser weg:
steuert den Gruselfaktor bei
beschwor immer wieder das Unnatürliche und Ungewisse des Eingriffs
in gefährlicher Nähe zu Positionen von Sibylle Lewitscharoff und ihrem Ekel vor künstlich gezeugten Kindern
Wie anders dagegen die weiblichen Diskussionsteilnehmer:
die klugen Frauen in der Runde
nüchtern
gut informiert
offen, ohne peinlich intim zu werden
die tolle Elisabeth Niejahr
ein echter Punktsieg.
Also: Frauen sind nüchtern und gut informiert, Männer sind unterbelichtet und schwurbeln, sobald sie den Hobbykeller verlassen. Ob Frau Pilarczyk diese Art von Journalismus damals bei der taz gelernt hat?
PS: Wer über Jauchs Talkshow eine ganz andere Meinung hören will, lese die TV-Kritik der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (hier) – übrigens auch von einer Frau geschrieben.