Eines vorweg: Matthias Brandt hat zwei oder drei gute (wirklich gute!) Filme gemacht, ich denke da vor allem an „In Sachen Kaminski“ (2005) . Aber jetzt nimmt er offenbar jede Rolle an, die ihm angeboten wird. Der Polizeiruf „Smoke on the Water“ gestern abend war ein absoluter Tiefpunkt – und zwar in jeder Hinsicht. Eine wirre und dumme Handlung von Anfang bis Ende (Drehbuch: Günter Schütter), eine grauenhafte Regie (der mit zehn Grimme-Preisen geehrte Dominik Graf), ein oft kaum verständliches Genuschel, das wohl Realismus und Authentizität beweisen sollte, mit anderen Worten: so einen (auch von den Feuilletons) als „Filmkunst“ gefeierten Schmarrn hat man lange nicht mehr gesehen.
Dabei hat eine Woche vorher Florian Schwarz mit seinem Tatort „Im Schmerz geboren“ (mit Ulrich Tukur und Ulrich Matthes) gezeigt, daß man mit einem verrückten Krimi, der alle Sehgewohnheiten durchbricht, nicht nur für Spannung sorgen, sondern sogar etwas (zumindest im Fernsehen) so Seltenes wie esprit, also intellektuelles Vergnügen erzeugen kann.
Daß Tukur auch schauspielerisch mindestens eine Etage über Matthias Brandt anzusiedeln ist, steht außer Frage. Aber man sollte sich die Mühe eines Vergleichs der beiden Filme gar nicht machen – das wäre zuviel der Ehre für das Machwerk gestern abend.
Schlimm genug, daß man dafür 90 Lebensminuten vergeudet hat – die hätte man nun wirklich vergnüglicher verbringen können.
PS: Daß ein vielfacher Grimme-Preisträger Regie geführt hat, dürfte vielen Kritikern das Hirn vernebelt haben. Nur ein Beispiel dafür: die Münchner Abendzeitung. Der Film, schreibt sie, gehe
derart radikal zur Sache, dass sich nicht wenige Zuschauer mit Grauen abwenden dürften. Doch genau diese Vorschlaghammer-Methode macht den Film so gut.
Ein Film ist also gut, weil sich die Zuschauer mit Grauen abwenden? Und am Ende nur noch der Kritiker vor dem Fernseher sitzt? „Abstoßend und doch faszinierend“ sei der Film gewesen, meint die Abendzeitung am Schluß. Also, mich hat er nicht fasziniert, und wenn ich das Echo der Zuschauer heute morgen betrachte, dann hat er eigentlich fast niemanden fasziniert. Nur ein paar Kritiker im Feuilleton vielleicht, die schon deshalb vor dem Film auf die Knie sinken, weil er von einem „vielfachen Grimme-Preisträger“ stammt.