Winand von Petersdorff ist Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Ich habe ihn schon oft lobend erwähnt, weil seine Argumente gegen die Windkraft mit meiner Meinung weitgehend übereinstimmen. Aber von Petersdorff ist, wie es scheint, ein Mann mit zwei Gesichtern, denn für das Fracking ist ihm offenbar kein Argument zu doof.
In seinem Artikel „Aufstand der bösen Männer“ (hier nachzulesen) behauptet er forsch, im Fernsehmagazin Panorama hätten sich „führende Naturwissenschaftler“ einvernehmlich dahingehend geäußert, daß Fracking
nicht gefährlicher sei als andere Bergbaumethoden, die in Deutschland erlaubt sind und dass deshalb ein Komplett-Verbot nicht gerechtfertigt sei.
Ich muß das so stehenlassen, weil ich die Sendung nicht gesehen habe. Ich habe aber, aus lebenslanger Erfahrung, eine gesunde Skepsis gegenüber solchen „Experten“, die in ihrer Forschung heutzutage immer öfter von Drittmitteln (auf deutsch also: von der Industrie) abhängig sind. Man muß nicht gleich mit einem Korruptionsverdacht kommen, aber wo wirtschaftliche Interessen auf dem Spiel stehen, sollte man sich eine gesunde Skepsis bewahren. „Naturwissenschaftler“ und „Experten“ sind nicht mehr, aber auch nicht weniger anfällig für kleine Geschenke als der Rest der Bevölkerung. Und die guten Argumente von wirklich unabhängigen Wissenschaftlern gegen das Fracking wiegen doch schwer.
Genau diese Forscher aber, und vor allem ihre Anhänger, greift Winand von Petersdorff mit seltsamen Argumenten an (und wird dabei angeblich von der Studie eines Göttinger Politikwissenschaftlers unterstützt). Die Gegner des Fracking sind nach ihm nicht nur „böse Männer“, wie er sie im Titel nennt, sondern auch
aggressive Männer mit viel Zeit. Ihre Kommentare sind oft abwertend und lang.
Die Protestierenden sind oft Vorruheständler, viele haben keine Kinder. „Der Protest geht vom Milieu der Kinderlosen aus.“ Sie sind überdurchschnittlich gebildet, nicht selten mit einem naturwissenschaftlichem Abschluss.
Bei solchen Argumenten kommt man aus dem Grübeln nicht mehr heraus. Wären die Frackinggegner dem Fracking gegenüber vielleicht milder gestimmt, wenn sie nicht kinderlos wären? Wenn sie also normale Eltern von Kindern wären, statt sich im „Milieu der Kinderlosen“ herumzutreiben? Und wären sie beim Gedanken an das Fracking womöglich weniger aggressiv, wenn sie noch keine „Vorruheständler“ wären? Ein Vorruheständler hat ja leider viel, viel Zeit, und wenn er dann auch noch einen naturwissenschaftlichen Abschluß hat, muß man mit dem Schlimmsten rechnen.
Fragen über Fragen!
Also laßt uns fracken, was das Zeug hält, denn Fracking ist eine ganz normale und ungefährliche „Bergbaumethode“.