Darauf hat die Welt gewartet: der türkische Präsident setzt seine Truppen in Bewegung!
Allerdings nicht gegen die IS-Mörderbande, sondern – gegen demonstrierende Kurden im eigenen Land.
Erdogans Zugeständnisse haben die Kurden in den letzten Jahren immer mehr in Sicherheit gewiegt, sogar Diyarbakir, das viele Jahre lang eine Stadt im Ausnahmezustand war, wirkte zuletzt friedlich und sicher.
Damit ist es jetzt vorbei. Die Kurden sind entsetzt über die Kaltschnäuzigkeit, mit der Erdogan ihre Landsleute in Kobani im Stich läßt. Man kann den Zorn verstehen! Während die westlich-arabische Koalition ihre Flugzeuge von weither nach Syrien schicken muß, wäre es für Erdogan ein leichtes gewesen, die nur wenige Kilometer entfernten Kurden bei ihrem Kampf gegen die Mörderbanden zu unterstützen. Aber der alte Mann in Ankara denkt nicht daran – und er führt sein Land auf schnellstem Weg zurück in die schlimmen bürgerkriegsähnlichen Zustände zwischen Türken und Kurden, die man ein für allemal überwunden glaubte.
Jetzt hat Erdogan nicht nur die Polizei mit ihren Wasserwerfern und Schlagstöcken auf die kurdischen Demonstranten gehetzt, sondern – zum ersten Mal seit langem – auch die Armee, die nun wirklich Wichtigeres zu tun hätte. Und zum ersten Mal hört man auch von Zusammenstößen zwischen Kurden und gewalttätigen Islamisten.
Das ist die große strategische Dummheit des Tayip Erdogan: sein Hirn ist vom Kampf gegen den Erzfeind Assad so benebelt, daß er gar nicht begreift, welche Mörderbande er da beschützt und ausrüstet. Es ist derselbe Fehler, den einst die USA machten, als sie die afghanischen Taliban am Hindukusch gegen die Russen bis an die Zähne bewaffneten.
Die Folgen kennt man.
Die scheinbar einfache Formel „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“ hat sich in der Geschichte noch nie bewahrheitet.