Es waren Bilder, die niemand vergißt: wie die Serben des feinen Herrn Karadžić jahrelang die Stadt Sarajevo mit Granaten beschossen und jeden Treffer auf die Zivilisten johlend gefeiert haben. Vier Jahre hat das Elend gedauert, erst dann hat das westliche Bündnis den Kriegsverbrechen – viel zu spät! – ein Ende gesetzt.
Jetzt also Kobani. Es ist von islamistischen Mörderbanden eingekreist, die immer näher an die Stadt heranrücken. Jeder weiß, was mit den Einwohnern geschehen wird, wenn sie ihre Stadt nicht mehr halten können.
Und was macht die Staatengemeinschaft? Ein paar Luftangriffe hie und da, die keinen großen Schaden anrichten.
Man faßt es nicht: wann sind Gut und Böse, Täter und Opfer schon einmal so klar verteilt gewesen wie hier? Worauf wartet die Welt noch? Die Kurden, die erst geflohen und dann zurückgekehrt sind, um ihre Heimat zu beschützen, bekommen von uns nicht einmal moderne Waffen. Dabei kämpfen sie doch auch für uns, denn sie kämpfen gegen die abscheulichste Brut, die unser noch junges Jahrhundert bis jetzt hervorgebracht hat.
Besonders erbärmlich verhält sich hier der türkische Präsident Erdogan. Seine Panzer müßten nur ein paar Kilometer vorrücken, um die IS-Banden zurückzuschlagen. Aber er tut nichts. Warum? Weil er vielleicht doch nicht sicher ist, ob seine Soldaten den brutalen Verbrechern gewachsen sind? Oder weil die Opfer Kurden sind? Sein Angebot, sich an den Luftschlägen zu beteiligen, soll nur den internationalen Unmut über die Türkei mildern.
Es darf kein zweites Sarajevo geben, nirgendwo auf der Welt. Wer Kobani jetzt nicht hilft (und zwar schnell hilft!), wird sich dafür vor der Geschichte verantworten müssen.