Otto von Habsburg ist tot. Auch wenn er, wie jeder Mensch, dem ein so langes und reiches Leben vergönnt war, sicher nicht alles recht gesehen und recht getan hat, war er auf jeden Fall eines: ein großer Mensch und Europäer.
Was mir immer besonders an ihm gefiel, war seine Vielsprachigkeit: er war wirklich noch polyglott, was man heute kaum noch von irgendeinem Menschen sagen kann. Sieben Sprachen soll er fließend beherrscht haben: deutsch, ungarisch, kroatisch, englisch, spanisch, französisch – und lateinisch. Er hat im Europäischen Parlament auch ohne die Simultandolmetscher fast jeden Redebeitrag verstanden. Vor allem mit seiner fließenden Beherrschung des Lateinischen soll er übrigens die Protokollführer hin und wieder zur Verzweiflung gebracht haben.
Wenn er eine Rede vor diesem Hohen Haus (ohne Vorwarnung!) in lateinischer Sprache hielt, dann war das auch eine symbolische Handlung: es war ein kraftvoller Beleg, daß es in Europa eben nicht nur um Agrarsubventionen und Investitionsanreize geht. Europa – das ist viel mehr, es ist ein Kontinent mit einer großen Tradition, in die griechische Kultur, römisches Recht, römische Ingenieurskunst und die christliche Religion (und noch manches andere) eingeflossen und zu einem breiten Strom geworden sind.
Leider sind diese lateinischen Reden (vielleicht war es auch nur eine, manche sagen aber, er habe des öfteren lateinisch geredet), nirgendwo dokumentiert – schlicht und einfach, weil die Protokollführer kein Wort verstanden haben.
Auch im Internet findet man leider nicht viele Hinweise darauf: nur daß Otto von Habsburg (hier nachzulesen) „mit einem italienischen Professor und einem Mitglied der Fraktion der Grünen … im Parlament sogar Stegreif-Debatten auf Latein“ führte. Wie gern wüßte ich Näheres darüber! Aber es ist wohl nichts davon erhalten.
Jedenfalls ist mir ein solcher Mann – gerade in einer Zeit, die von Politikern wie Westerwelle, Gabriel, Wowereit und Künast beherrscht wird – lieb und teuer.
Möge er in Frieden ruhen.