Die SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi gehört (zumindest teilweise) zu jener Gruppe von Menschen, um die sich die etablierten Parteien zur Zeit geradezu reißen: erstens Frau, zweitens jung und attraktiv, drittens intelligent, viertens (und das wiegt am meisten!) Migrationshintergrund. Bis auf die Jugend (sie ist schon Mitte vierzig) erfüllt Frau Fahimi also fast alle Bedingungen für eine solide Parteikarriere bei der SPD.
Aber mit der Intelligenz ist es so eine Sache. Man kann eine hohe naturwissenschaftliche Intelligenz besitzen – aber keinerlei Gespür für das richtige Wort zur rechten Zeit. Bei einem Politiker freilich ist gerade dieses Gespür für das timing, für den richtigen Zeitpunkt wichtiger als jede abstrakte Intelligenz.
Frau Fahimi, das muß man leider sagen, mag eine treue Parteisoldatin sein, was sie aber gleich mehrfach über die AfD sagt, zeugt nicht von politischer Intelligenz. Es ist eine aus Wut und Enttäuschung geborene Dummheit. Hinter der „spießbürgerlichen Fassade“ der AfD, sagt sie, braue sich „eine üble braune Suppe zusammen“.
Nun kennen wir diese billige Denunziation schon zur Genüge, sie ist ein Teil der dreistufigen Strategie, mit der die etablierten Parteien schon mit den neugegründeten Grünen umgegangen sind:
Erste Phase: totschweigen.
Und wenn das nicht mehr geht, wird man rabiater.
Zweitens: verunglimpfen.
Man sucht solange, bis man irgendeine Randfigur findet, die sich an den Erfolg der jungen Partei angehängt hat, und bauscht das so dramatisch auf, bis auch die allerletzte Zeitung darüber berichtet hat. Man nennt die neue Konkurrenz „rechtspopulistisch“ oder doch wenigstens „populistisch“ und rückt sie in die Nähe der NPD. Von den eigenen braunen oder linken Rändern redet man natürlich nicht.
Drittens: man ist ratlos.
Warum? Weil alle diese primitiven Denunziationen nicht so recht funktionieren. Weil die neue Partei eben jene Themen aufgreift, die von SPD, CDU und CSU seit langem – und nur um der Ideologie willen! – totgeschwiegen wurden. Und weil man sie offenbar nicht mit rationalen Argumenten widerlegen kann – könnte man das, hätte man es längst getan.
Die Enttäuschung bei den etablierten Parteien ist umso größer, weil die AfD eben nicht populistisch argumentiert. Das hätten sie gern! Aber populistisch ist wohl doch eher eine Kanzlerin, die nach der Katastrophe von Fukushima handstreichartig ihre Energiepolitik um 180 Grad geändert hat, weil sie aus der gefühlten Stimmung in der Bevölkerung auch parteipolitisch Kapital schlagen wollte.
Das ist Populismus.
Was aus der AfD einmal werden wird, weiß niemand. Aber daß endlich einmal eine Partei da ist, die auf das dumme Geschwätz, es gebe „keine Alternative“ zur Regierungspolitik, vernünftig antwortet: es gibt immer eine Alternative! – allein diese Tatsache ist ein Gewinn für unsere Demokratie.
PS: So spießbürgerlich wie die SPD, liebe Frau Fahimi, kann die AfD gar nicht werden.