Ich bin ein Putin-Versteher – Ein Outing

Ja, ich bin ein Putin-Versteher. Das heißt: ich verstehe Putin. Wenn ich Stalin oder Breschnew verstehe, warum soll ich Putin nicht verstehen? Das ist gar nicht so schwer.

Putin verstehen heißt ja nicht: ihn mögen (das kann man getrost Gabriele Krone-Schmalz überlassen, die gerade dabei ist, mit ihrer rabiaten Russophilie, siehe Beckmann, ihren guten journalistischen Ruf zu verlieren). Es heißt nur, daß man begreift, was Putin will, wie er politisch vorgeht und (um im heutigen Jargon zu reden) wie er „tickt“.

Die Putinversteher, das ist ein ganz besonderes Paradox, verstehen Putin überhaupt nicht. Es braucht schon sehr viel Wodka, um sich diesen Menschen schönzutrinken.

Putin, das weiß jeder (außer Gabriele Krone-Schmalz!), ist keineswegs ein kühl denkender, rationaler Politiker. So möchte er sich nur verkaufen, und viele – von Gerhard Schröder bis zum dümmsten User im Internet – fallen darauf herein. Nein, Putin ist ein sehr geschickter Demagoge (das ist seine einzige Begabung), ein autoritärer Alleinherrscher, der von der ohnehin  leidenden russischen Demokratie nur ein paar Kulissen hat stehen lassen – eben Putinsche Dörfer. Die Hoffnung, ausgerechnet er werde Rußland in die demokratische Völkerfamilie zurückführen, war von Anfang an ohne jede Chance. Für ihn war der Zerfall des kommunistischen Weltreichs nie eine Gelegenheit für Freiheit und Demokratie, sondern (das hat er selbst so gesagt) eine Katastrophe.

Putin, das ist alles bis ins Detail beweisbar, lügt und betrügt mit einer Nonchalance, wie man das in Europa nach dem Ende des Weltkriegs noch nicht erlebt hat. Er belügt jeden: sein eigenes Volk, seine Verbündeten und ganz besonders uns Europäer. Wie ein kleiner Ganove, der sich vor der Polizei verantworten muß, sagt er immer nur mit Inbrunst: „Ich war es nicht! Ich bin klein, mein Herz ist rein!“

Das kann man ein oder zweimal machen, aber wenn man es, wie Putin, über Monate hin macht, stellt sich immer auch die Frage nach der geistigen Gesundheit dieses Mannes. Ist ein Staatsmann, der den lange andauernden, kostbaren Frieden in Europa gefährdet, indem er, wie einst Hitler und Stalin, Grenzen mit Waffengewalt ändert und souveräne Nachbarländer überfällt und ausplündert, überhaupt zurechnungsfähig?

Die Wahrheit ist, daß sich unter Putin in Rußland eine Art klerikal-faschistischer Komplex herausgebildet hat: man macht Jagd auf Oppositionelle, bildet Jugendorganisationen, die der Hitlerjugend gleichen, läßt dem Antisemitismus freien Lauf, erniedrigt und verprügelt Homosexuelle – und das alles mit voller Zustimmung der russisch-orthodoxen Kirche, die ohnehin in ihrer langen Geschichte eine üble Rolle gespielt hat.

Das ist nicht das Rußland von Turgenjew, Tolstoi und Dostojewski.

Das ist Putins Welt.

Niemand darf das hinnehmen. Wenn Putin damit durchgekommt, wird er Nachahmer finden. Wer jetzt nur daran denkt, daß wir vielleicht im Winter frieren werden, hat die Freiheit und den Wohlstand, an dem er sich erfreut, nicht verdient.

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