In Goethes Gesprächen mit Eckermann bin ich zufällig auf diese Stelle gestoßen, die aus einem Gespräch vom 24. April 1827 stammt. Schlegel, das sollte man hinzufügen, war damals um die 60 Jahre alt:
August Wilhelm v. Schlegel ist hier … Schlegel war höchst sauber angezogen und höchst jugendlichen, blühenden Ansehens, so daß einige der Anwesenden behaupten wollten, er scheine nicht unerfahren in Anwendung kosmetischer Mittel.
Goethe zog mich in ein Fenster. „Nun? wie gefällt er ihnen.“ Noch ganz so wie sonst, erwiderte ich. „Er ist freilich in vieler Hinsicht kein Mann, fuhr Goethe fort; aber doch kann man ihm, seiner vielseitigen gelehrten Kenntnisse und seiner großen Verdienste wegen, schon etwas zu Gute halten.“
Ein vergiftetes Lob des Dichterfürsten, für den die ganze Romantik ohnehin nur Krankheit verkörperte. Interessant ist, daß auch Heine ihn ein „Genie ohne Geschlecht“ nennt und sich immer wieder über Schlegels Eitelkeit lustig macht.
Schlegel trug Glacéhandschuh‘ und war noch ganz nach der neuesten Pariser Mode gekleidet; er war noch ganz parfümiert von guter Gesellschaft und eau de mille fleurs; er war die Zierlichkeit und die Eleganz selbst.
Und süffisant mit der Geschlechterfrage spielend fügt er hinzu:
Vielleicht mit Ausnahme von August Wilhelm Schlegel gibt es keine Frau in Deutschland, die sich so gern durch ein buntes Bändchen auszeichnete wie die Franzosen.
Daß er dann noch von einem „bejahrten Gecken“ spricht, wundert niemanden mehr.