„Vater/Mutter/Kind“ war gestern – meint die Konrad-Adenauer-Stiftung

Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch die Konrad-Adenauer-Stiftung auf den Kurs der Merkelschen Beliebigkeit einschwenkt, oder besser: auf den Zug der Zeit aufspringt.

Die Kanzlerin der Beliebigkeit ist – in gewisser Weise – ein Faszinosum. Sie durchtränkt ihre Partei mit Baldriantropfen, sie sediert sie auf eine geradezu pflanzliche Weise. Alles um sie herum wird still und brav, eine ungeheure Schläfrigkeit umfängt die Partei.

Und: sie ist eine Meisterin des Synkretismus! Sie ist a bisserl grün, a bisserl liberal, a bisserl sozial, a bisserl links, sie ist sogar (aber nur, wenn es unbedingt sein muß!) auch a bisserl konservativ. Mit einem Wort: sie ist alles und nichts. Man kann die Kanzlerin nicht fassen, sie ist glitschig und rutscht einem aus der Hand wie ein Stück Seife.

Ihr wahres Reich ist das Sammelsurium. Sie bedient sich überall und an allem – aber auch darin gehorcht sie (populistisch, wie sie ist!) dem Geist der Zeit. Heute ist man ja auch nicht mehr katholisch oder evangelisch, heute bastelt man sich aus allen Religionen der Welt eine eigene Privatreligion zusammen: so entsteht aus Christentum und Buddhismus, aus Astrologie und Kabbala, aus Franziskus und Dalai Lama eine persönliche Melange, die keinem Wahrheitskriterium mehr standhalten muß. Alles fließt, alles ist beliebig, alles ist eins.

Also war es nur eine Frage der Zeit, bis sich auch die eigentlich konservative Konrad-Adenauer-Stiftung vom traditionellen Familienbegriff verabschiedet. Anlaß war eine repräsentative Umfrage der Stiftung zur Familie, und selbst die Süddeutsche Zeitung reibt sich verwundert die Augen: denn nun fordert

ausgerechnet die Konrad-Adenauer-Stiftung von der Politik, keine Leitbilder mehr vorzugeben – und bricht so mit allem, was Konservativen heilig ist.

Da mögen nun die fortschrittlichen Menschen jauchzen und jubilieren, denn sie jauchzen und jubilieren immer, wenn der „traditionellen Kleinfamilie“ ein Hieb versetzt wird (das war schon bei Marx und Engels so). Wenn man aber genauer hinschaut, ist dieser Sieg über die verhaßte Kleinfamilie ein armseliges Ding. Es verhält sich damit wie folgt: was nur aus Not und Mangel geboren ist, wird zum Modell hochgejubelt.

Ist es denn schön, wenn Ehen zerbrechen und nur noch einsame, verbitterte Menschen übrigbleiben? Nein, das ist überhaupt nicht schön. Aber es passiert. Und wenn Alleinerziehende mit Beruf und Kinderbetreuung zurechtkommen müssen, ist das etwa angenehm? Überhaupt nicht. Aber es passiert. Meine Frage ist jetzt nur: wenn solche familiären Katastrophen geschehen, gibt es dann für vernünftige Menschen irgendeinen Grund, das Ergebnis dieser schmerzlichen Ereignisse zum gesellschaftlichen Modell zu stilisieren? Nein, dazu gibt es nicht den geringsten Grund – und doch geschieht es. In einem Milieu, das links, grün und fortschrittlich ist, bemüht man sich eifrig, die Folgen solcher Katastrophen mit blumigen Begriffen zu verniedlichen: ob Regenbogen oder Patchwork, da wird alles, was den Menschen oft traumatisiert hinterläßt, zum Modell einer neuen, bunten Gesellschaft.

Ich glaube nicht, daß diese herbeigelogene Farbigkeit die betroffenen Menschen wirklich tröstet. Ich glaube eher, daß hier Ideologen am Werke sind, denen die menschlichen Schicksale herzlich gleichgültig sind, weil es ihnen im Grunde gar nicht um die Menschen, sondern um die eigene Ideologie und um ihren Kampf gegen die „traditionelle Familie“ geht.

Es ist mehr als verständlich, daß die betroffenen Menschen gern auf so oberflächlichen Trost hereinfallen. Aber die meisten von ihnen ahnen, daß ihr Schmerz dadurch nicht gelindert wird. Das zeigt gerade die Befragung von Frauen durch die Konrad-Adenauer-Stiftung. Junge Frauen seien „zerrissen wie nie zuvor“, heiß es da. Norbert Schneider, der Autor der Studie, folgert:

Es gibt keine positiv besetzten Familienleitbilder in Deutschland.

Ja, das hätten sie gern, die Ideologen aus dem fortschrittlichen Milieu. Alles so schön bunt hier! Daß sich aber so viele Menschen nach einer gelungenen Ehe, nach einer intakten Familie – eben mit „Vater/Mutter/Kind“ – sehnen, das verschweigen sie, weil es nicht in ihre Ideologie paßt.

Norbert Schneider geht in seiner „Expertise“ weit über die bloße Interpretation der Umfrage hinaus:

Die derzeitige Familienpolitik sei in hohem Maße zu einseitig an der Ehe orientiert, sie biete oft keine Hilfe bei durch Brüche gekennzeichneten Familienbiografien. Das alles sei nicht mehr zeitgemäß.

Was für eine Logik! Nur weil es in Ehen „Brüche“ gibt (die hat es seit tausend Jahren gegeben, lieber Herr Schneider – bitte einfach einmal die großen Romane der Weltliteratur lesen!), nur deshalb soll man sich also in der Politik nicht mehr am Leitbild Ehe orientieren?

Menschen können immer scheitern: im Berufsleben, in ihrer Lebensplanung und selbstverständlich in ihren Beziehungen. Was hat das mit dem Leitbild Ehe oder dem Leitbild Familie zu tun? Man sieht überdeutlich, daß die moderne Beliebigkeitsideologie (nur keine Leitbilder!) nun auch die Konrad-Adenauer-Stiftung erreicht hat. Warum sich die Mitglieder und Wähler der CDU das alles bieten lassen, ist mir ein Rätsel.

Die Familienpolitik, sagt Schneider,

sollte keine Leitbilder vorgeben, sondern die Vielfalt des Familienlebens und der dahinter stehenden Leitbilder vorbehaltlos akzeptieren.

Ja, ja – alles akzeptieren, vorbehaltlos, alternativlos, unumkehrbar! Vor allem die Vielfalt! Es gibt für einen fortschrittlichen Menschen nichts Schöneres als die Vielfalt – vor allem die sexuelle Vielfalt. Die bringt man in Kretschmannland demnächst schon den kleinen Schulkindern bei, und den Erwachsenen bleut man Patchwork und Regenbogen und die Freuden des Alleinerziehens ein. Alles ist nämlich schöner als die ekelhafte, historisch überholte Kleinfamilie.

So weit geht die Liebe zur Vielfalt beim fortschrittlichen Menschen nämlich nicht, daß er auch die „traditionelle Familie“ als Teil der Vielfalt akzeptieren würde.

Weißt du, lieber Leser, was mich beruhigt? Daß es die „traditionelle Ehe“ und die „traditionelle Familie“ – eben weil sie zu den größten Errungenschaften der menschlichen Kultur gehören! – noch geben wird, wenn die Patchwork-Ideologen schon längst vergessen sind.

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