Beiß!

Nein, ich will den vielen Witzen über den bissigen Fußballer Suárez nicht noch einen hinzufügen.

Was mich konsterniert, ist eher die Reaktion in Südamerika. Der Biß war ja kein Ausrutscher, Suárez hat schon öfter zugebissen, allein dreimal in England und den Niederlanden – er ist also, wie die Süddeutsche zurecht schreibt, ein „Serientäter“.

Für viele Menschen in Südamerika ist aber nicht der Gebissene das Opfer, sondern der Beißer. Maradona, der schon aufgrund seiner Drogenkarriere allen Grund hätte, etwas zurückhaltender aufzutreten, schäumt nach der Sperre (hier nachzulesen):

Warum schickt ihr ihn nicht gleich nach Guantanamo? Warum? Wen hat er getötet?

Da sieht man schon die Argumentationslinie (wenn man das primitive Schüren von Ressentiments überhaupt so nennen will): die FIFA, der Westen, die finsteren Mächte, und sogar die Mafia, sie alle stecken hinter der langen Sperre des Missetäters. Alle sind schuld – nur nicht der Täter selbst. Sie wollten an einer kleinen Nation ihre Wut auslassen, sagt allen Ernstes Uruguays Staatspräsident (übrigens in einem venezolanischen Sender). Da spukt, wie man sieht, überall noch der Geist des verstorbenen Hugo Chávez.

Eines muß ich freilich selbstkritisch hinzufügen: hätte Suárez nicht einen Mitspieler, sondern Blatter oder einen der anderen feinen FIFA-Herren gebissen – ich würde seine Tat in einem viel milderen Licht sehen und vielleicht sogar so etwas wie klammheimliche Freude empfinden.

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