„Vor dreihundert Jahren“, schreibt heute die weißrussische Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch im Feuilleton der F.A.Z., „öffnete der russische Zar Peter der Erste ein Fenster nach Europa, Putin nagelt es nun wieder zu.“
Es sind solche Bilder, die einen Schriftsteller ausmachen. Ein einziger Satz, eine einzige Metapher wiegt schwerer, sagt mehr als Hunderte von Leitartikeln.
Frau Alexijewitsch hat im vergangenen Jahr den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten. Schon lange beobachtet und kommentiert sie auch den geistigen Zustand in Rußland. Sie beschönigt nichts, sie bietet keine billige Hoffnung an. Sie beschreibt nur, was sie sieht und hört. Sie redet mit den Menschen, die irgendwo Schlange stehen, und schreibt alles auf.
Und sie erfährt am eigenen Leib, wie Brutalität und Gewalt in die Köpfe der russischen Menschen einziehen:
Während ich diesen Artikel schrieb, erhielt ich einen Anruf. Jemand sagte in den Hörer: „Ich habe deine Bücher gelesen, deine Artikel. Ich habe gelesen, wie du Russland mit Schmutz überziehst. Du bist eine Verräterin. Wir werden uns euch alle vormerken. Bald wird unsere Zeit kommen.
Wer wissen will, was Putin gerade in Rußland anrichtet, sollte unbedingt Swetlana Alexijewitschs Artikel und Bücher lesen.