Sensibilität ist nicht seine Stärke. Das ist noch die höflichste Aussage, die man über den türkischen Ministerpräsidenten machen kann.
Den Angehörigen der verschütteten Bergleute in Soma hatte er gerade ins Gesicht gesagt, so ein Unglück sei doch in einem Bergwerk völlig normal. Die Angehörigen waren, zu Erdogans Erstaunen, über solchen Trost wenig erbaut. Sie traten mit Fäusten und Füßen auf die Limousine des Ministerpräsidenten ein, der sich vor ihnen in einen Supermarkt retten mußte – eine Schmach für einen so selbstbewußten türkischen Mann. Und dann rief ein Mädchen, das gerade vom Tod seines Vaters erfahren hatte, vor dem Supermarkt: „Was hat der Mörder meines Vaters hier zu suchen?“ Schon setzte es (so berichten es jedenfalls übereinstimmend alle Medien) vom Landesvater eine kräftige Ohrfeige. Einen Bergmann hat Erdogan ebenfalls tätlich angegriffen und als „Ausgeburt Israels“ beschimpft.
Erdogans enger Berater Yusuf Yerkel hat bei der gleichen Gelegenheit voller Wut auf einem schon am Boden liegenden Demonstranten eingetreten.
Da diese Bilder übers Internet verbreitet worden sind, wird Erdogans Blockade des Internets wohl noch drastischer werden.