So lautet tatsächlich eine Überschrift von SPIEGEL Online (hier nachzulesen). Man traut seinen Augen nicht: Angela Merkel, die bisher alles getan hat, um scharfe Sanktion von Rußland abzuwenden, hätte eine Kehrtwende gemacht? Sie droht Putin sogar?
Sehen wir uns einmal an, was sie auf dem Europa-Parteitag der CDU wirklich gesagt hat:
Wenn man sich an der territorialen Integrität der Ukraine weiter vergreift, dann werden wir auch Wirtschaftssanktionen verhängen müssen.
Haben Sie das entscheidende Wörtchen bemerkt? Es heißt „weiter“! Nur wenn sich Rußland an der Ukraine „weiter vergreift“, droht Merkel mit Wirtschaftssanktionen. Das heißt im Umkehrschluß: daß sich Putin an der Krim „vergriffen“, besser gesagt: der Ukraine die Krim geraubt hat, ist schon vergessen, das ist der Kanzlerin keine Sanktion mehr wert. Nur wenn er sich noch weitere Teile der Ukraine einverleiben würde, könnte es eventuell zu Sanktionen kommen.
Das alles ist in einer Diktion verfaßt, die so milde, so sanft ist, daß sie mit der reißerischen Überschrift von SPIEGEL Online („droht Putin“) wirklich gar nichts mehr zu tun hat.
Und Putin? Er wird sich die Hände reiben. Eine solche Widersacherin ist ganz nach seinem Geschmack. Sie will ihm einfach nicht wehtun.
Aber genau das wäre dringend notwendig: einem Landräuber vom Schlage Putins, der glaubt, er stehe außerhalb des Rechts, vor Augen zu führen, daß man Mittel und Wege hat, auch ihm, dem Aggressor, wehzutun. Mit sanftem Gesäusel à la Merkel ist ihm jedenfalls nicht beizukommen.