Der Papst „twittert“ jetzt auch – so kann man es jedenfalls auf heute.de nachlesen. In seiner ersten Kurzbotschaft hat er auf die neuen Internetseiten des Vatikans hingewiesen. Der Papst habe, meldet der Vatikan, die Nachricht auf seinem iPad selbst in das Netz geschickt.
Damit ist er aber, wie heute.de kritisch hinzufügt, nicht nur auf Gegenliebe gestoßen. Ein anderer Internetnutzer hat gleich dagegengetwittert:
Ich persönlich wäre glücklicher, wenn er bei anderen Dingen, wie Kondomen, mit der Zeit gehen würde.
Jetzt kann man natürlich über die Bedeutung von Kondomen trefflich streiten. Aber es hat schon etwas leicht Abartiges, Primitives, wenn man dem Papst bei jeder seiner Äußerungen nur ein kräftiges „Aber die Kondome!“ entgegenschleudert. Das kommt wie ein Reflex daher, so wie das Bein nach vorn schnellt, wenn man mit dem Hämmerchen aufs Knie klopft. Mehr geistige Anstrengung ist in solchen Repliken nicht enthalten.
Das ist besonders auch deshalb schade, weil dieser Papst ein ausgesprochen gelehrter und geistiger Mann ist. Er geht keiner intellektuellen Auseinandersetzung aus dem Weg, und was er zum Kondom (und zu vielen anderen Dingen) zu sagen hat, kann man nachlesen. Das darf man selbstverständlich alles bezweifeln und auch widerlegen, aber widerlegen heißt doch: eben nicht einen Popanz aufbauen, um auf ihn einzuschlagen, sondern erst einmal die Position des anderen genau studieren – und sich dann mit der „gegnerischen“ Position auseinandersetzen.
Aber zu einer solchen ernsthaften geistigen Auseinandersetzung kommt es meist gar nicht, weil die Gegner der katholischen Kirche (nicht alle, aber doch sehr, sehr viele!) mit dem Holzhammer zuschlagen und mit ihren Kampfbegriffen – Kondom! Zölibat! Frauen ins Priesteramt! – gleichsam nicht verhandelbare Bedingungen stellen. Benedikt selbst ist ein freier Geist, viel freier als seine Kritiker. Aber er hat natürlich Standpunkte, von denen er nicht abrückt.
Ist das schlimm? Ich finde nicht. Wenn man sieht, wie man etwa in der evangelischen Kirche seit Jahrzehnten fast jedem Trend blind hinterherläuft, hat die katholische Beharrlichkeit (oder Starrköpfigkeit, wie man auch sagen könnte) etwas erfreulich Beruhigendes.
Wo gibt es das sonst noch, daß man ein Problem in aller Ruhe angeht, ohne gleich die populärste Entscheidung zu treffen? Daß man womöglich Jahre und Jahrzehnte darüber zubringt?
Ich finde, diese Freiheit sollte sich die katholische Kirche auf jeden Fall erhalten. Sie ist ein kostbares Gut.
Toller Beitrag.Ich habe ein paar tolle Denkanstoesse gekriegt. Warte auf weitere Posts.
Um alle meine Lieblings Sites im Auge zu haben habe ich vor ein paar Stunden mal ein RSS Programm installiert. Wie finde ich hier im Blog den den Link zum RSS Feed ?
In der rechten Randspalte findet man unter der Überschrift „Meta“ den Eintrag „Artikel-Feed (RSS)“. Einfach draufklicken – dann müßte es klappen. Und danke für Dein Interesse!