FOCUS Online kann vom Protz nicht lassen

Franz-Peter Tebartz-van Elst war wahrscheinlich durch seine Persönlichkeitsstruktur nie wirklich zum Bischof geeignet. Das allein muß nicht gegen ihn sprechen, man kann ein hervorragender Theologe sein oder ein guter Administrator, ohne daß man deshalb gleich ein guter Bischof ist. Ein Bischof aber ist nun einmal ein Hirte, der sich um seine Schäflein kümmern muß, und das verlangt Fähigkeiten, die Tebart-van Elst offenbar nicht hat. Leider hat er sich das selbst bis zuletzt nicht eingestanden, und auch das Domkapitel, das ihn gewählt hat, hat bei der Wahl darauf nicht geachtet.

Das ist der entscheidende Punkt, nicht der sog. „Prunkbau“ in Limburg. Der kommt nur erschwerend hinzu.

Jetzt hat der Papst also die Entscheidung gefällt, die alle von ihm erwartet haben. Der Bischof wird nicht mehr nach Limburg zurückkehren, ein Neuanfang im Bistum ist möglich.

Aber eines muß man rückblickend doch noch sagen. Die deutsche (Boulevard-) Presse sollte sich schon ein bißchen schämen: sie hat eine schäbige Hetzjagd gegen den (hundertfach so titulierten) „Protz-Bischof“ veranstaltet, eine Kampagne, wie es sie so drastisch lange nicht mehr gegeben hat. Vor allem BILD und FOCUS haben sich in eine unglaubliche (und kühl geplante!) Hysterie und Verächtlichmachung hineingesteigert. Auf dem Höhepunkt der Kampagne kamen z.B. in FOCUS Online-Artikeln die Wörter „Protz-Bischof“ und „Prunkbau“ ein dutzend  Mal und öfter vor: ein Stakkato der Menschenjagd.

Tebartz-van Elst ist mir von Herzen unsympathisch, er vertritt einen Katholizismus, der mir (und nicht nur mir) zuwider ist. Aber er bleibt doch ein Mensch!

„Die Würde des Menschen“, so heißt es in Art. 1 unserer Verfassung, „ist unantastbar“. Das gilt keineswegs nur für die guten, braven und sympathischen Bürger. Es gilt – und zwar ohne jede Einschränkung! – für jeden Menschen, auch für den abscheulichsten Mörder. Den bestraft man zurecht für seine Tat, und wenn sie schwer genug war, sogar mit lebenslänglicher Haft. Aber seine Würde als Mensch verliert er dadurch nicht. Sie ist ihm angeboren, und sie ist unveräußerlich.

Das müßte doch gerade für einen Journalisten selbstverständlich sein. Man kann in der Sache so hart wie nur möglich streiten, aber einem Menschen seine Würde nehmen und ihn über Monate hinweg öffentlich verächtlich machen – das ist schäbiger, nur auf die Steigerung der Auflage bedachter Pseudo-Journalismus.

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