Noch einmal zur chinesisch-ungarischen Freundschaft

China geht mit zunehmender Brutalität gegen jeden Dissidenten vor. (Übrigens: ist es nicht merkwürdig, daß man dieses treffende Wort fast nie auf China anwendet? Gegen den alten Ostblock hat man es fast ubiquitär gebraucht, aber China ist wohl schon zu mächtig, und man will sich seine Gunst nicht verscherzen.)

Es sind gerade erst wieder Dutzende von tibetischen Mönchen und Nonnen verhaftet und verschleppt worden. Auch wie man mit einem Künstler wie Ai Weiwei umgeht, zeigt die Angst, aber auch die Brutalität der chinesischen Parteidiktatur (übrigens auch das ein treffender Begriff, den man im Westen so gut wie nie auf China münzt).

Einen Menschen verschleppen, falsches Zeugnis gegen ihn ablegen und ihn dann unter Drohungen zum Verstummen bringen, das ist eine Art von Kastration.

Die überschäumende Freude der ungarischen Regierung über chinesisches Geld ist auch in diesem Lichte zu sehen. Ministerpräsident Orban spricht von einer „historischen Größenordnung“ und nennt China seinen „strategischen Partner“. Ungarn brauche „eine neue Art von Verbündeten“.

Orban macht also nicht nur Geschäfte mit China, es ist ihm eine echte Herzensangelegenheit.

Beide Länder respektierten die Politik des jeweils anderen, sagt Orban.

Das mag ja sein, aber ich, lieber Herr Orban, respektiere China nicht. Und ich respektiere auch eine europäische Regierung nicht, die vor lauter Begeisterung über chinesische Kredite dieser Parteidiktatur (denn nichts anderes ist China!) auch noch den Segen gibt.

China solle, so wird Orban heute in der F.A.Z. zitiert, „seine bisherige phantastisch erfolgreiche Politik“ fortsetzen. „Wir Ungarn ziehen unseren Hut.“

Das ist eine Bemerkung, für die sich ein europäischer Politiker, finde ich, schämen sollte.

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