Prag 1968 – Krim 2014

Der russische Präsident hält die Lunte schon in der Hand – ob er sie anzündet, darüber wird der Westen mitentscheiden. Bei einem Machtmenschen wie Putin helfen keine sanften Schalmeienklänge, da muß man schon Tacheles reden.

Putin veranstaltet „ganz spontan“ gewaltige Manöver an der ukrainischen Grenze (über 150.000 Soldaten sollen daran beteiligt sein!), und er schürt die Angst unter den russisch-stämmigen Ukrainern vor den „Faschisten“ und „Terroristen“ vom Maidan. Viele Russen im Osten und auf der Krim glauben ihm das, sie sehen nur das gleichgeschaltete russische Fernsehen.

Freilich hütet sich Putin noch vor einem direkten militärischen Eingreifen. Er weiß, was auf ihn und vor allem auf seine Soldaten zukommen würde. Aber es sind nicht moralische, es sind allein praktische Überlegungen, die ihn noch zurückhalten. Sein Ziel, die Ukraine als Vasallenstaat wiederherzustellen, ist geblieben. Ein Putin duldet keine Nachbarstaaten auf Augenhöhe, er duldet nur Vasallen.

Es scheint, als wolle er das Drama wiederholen, das Breschnew 1968 mit der aufmüpfigen Prager Führung um Dubcek und Swoboda inszeniert hat.

Die Methode ist einfach: man sorgt dafür, daß die Emotionen immer weiter hochkochen, man setzt bewaffnete Provokateure ein, und wenn dann ein „Hilferuf“ aus dem Land kommt, kann man endlich eingreifen – um die russischen Landsleute und die eigene Flotte vor den „Faschisten“ zu retten. Denn das Gebot der Nichteinmischung, das Putin für den Rest der Welt fordert, gilt selbstverständlich nicht für Rußland selbst.

Wo Russen leben, da ist Rußland! Das ist seine Devise. Und wo Rußland ist, da hat er, der „lupenreine Demokrat“ (Schröder), das Sagen.

Jetzt kommt alles auf eine entschlossene Haltung des Westens an. Die Ukraine ist immerhin ein unabhängiger Staat – schon der Aufmarsch der Russen an ihrer Grenze und die in Kampfbereitschaft versetzten russischen Flugzeuge müßten nach dem Völkerrecht verurteilt werden. Leider kommen erfreulich deutliche Worte bis jetzt nur aus den USA.

Europa warnt wieder einmal so leise, daß es kaum hörbar ist. Vor solchen Flüstertönen hat einer wie Putin keinen Respekt.

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