Janukowitsch – oder: die Hure und ihr Zuhälter

Der Janukowitsch ist viel mehr als nur der Janukowitsch.

Er verkörpert einen Typus von Herrscher, wie er gerade in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion fast zur Regel geworden ist: nicht sehr intelligent, aber bauernschlau und (was den eigenen Vorteil anlangt) von erstaunlicher Raffinesse, ein Familienmensch, der selbst durch und durch korrupt ist und alles in seinem Umfeld korrumpiert. Die Erfahrungen seiner Jugend haben ihn geprägt: da war er ein kleiner Krimineller, und sicher war es damals schon sein sehnlichster Wunsch, einmal ein richtig großer Krimineller zu werden.

Er hat es geschafft.

Seine Familie und die Schutzbefohlenen haben in kürzester Zeit einen unvorstellbaren Reichtum zusammengerafft. Kaum wiedergewählt, hat er alles vernichtet, was ihm hätte gefährlich werden können: die Oppositionsführer im Gefängnis, die Presse mundtot oder doch zumindest eingeschüchtert, die Justiz gehorcht ihm aufs Wort.

Wohlig saß er schon im gemachten Nest, der Janukowitsch, und dachte wohl, er habe die Zeit angehalten und alles, alles ginge jetzt immer so weiter. Und genau da zeigt es sich, daß die Bauernschläue doch nur eine sehr niedrige Form der Intelligenz ist. Denn der Mensch will immer ein freier Mensch sein. Da kannst du tausend Feinde ins Gefängnis stecken, und kaum sitzen sie im Loch, schon kommen zehntausend neue und strecken dem Herrscher ihre Fäuste entgegen. Was macht da einer wie der Janukowitsch?

Erst einmal muß man sagen: einer wie der Janukowitsch braucht einen Beschützer. So wie die Hure ihren Zuhälter hat, so hat ein Janukowitsch seinen Putin. Jetzt, wo ich das hinschreibe, merke ich erst, wie treffend dieser Vergleich ist. Denn: so ein Zuhälter hat ja immer Zuckerbrot und Peitsche zur Hand. Einmal spielt er den zärtlichen Liebhaber, dem nichts über das Wohl seines fleißigen Schützlings geht, dann – wenn sie nicht spurt – setzt es eine Tracht Prügel. Der Zuhälter sitzt immer am längeren Hebel. Seine Methoden sind vielfältig, er ist erfinderisch. Dem Zuhälter geht es um mehr als nur um das Geld, das sein Pferdchen verdient – es geht ihm vor allem um die Macht. Und diese Macht kostet er aus!

Da haben wir doch den ganzen Putin in einer einzigen Metapher: einmal lockt er mit seinen Milliarden (aber nur, wenn der Janukowitsch hübsch brav ist und sich keinen neuen Beschützer aussucht!), dann wieder schmollt er und zieht seine Versprechen zurück, und nur wenn er spurt, der Janukowitsch, überweist er ihm wieder ein paar Milliarden.

Aber der Janukowitsch hat ein Problem, und das ist das undankbare ukrainische Volk. Statt ihm zu huldigen, erhebt es sich gegen ihn. Was tun?

Einer wie der Janukowitsch ist ja kein blutrünstiger Diktator, er versucht zu lavieren. Er läßt sogar ein Parlament wählen! Gewalt stört ihn nur in seiner Lebensplanung, denn im Grunde will er doch nur zwei Dinge: die Macht behalten und weiter Geld raffen. Wenn man ihm beides gewährt, gibt er den jovialen Landesvater. Wenn aber das Volk aufbegehrt und er nicht mehr weiter weiß, hört er auf seinen großen Beschützer.

Aber der hat leicht reden. Moskau brennt ja nicht. Kiew brennt.

Also: wenn einer in so einer Situation ist wie jetzt der Janukowitsch, dem das Haus über seinem Kopf zusammenstürzt, dann kann man fast ein bißchen Mitleid mit ihm haben.

Aber nur fast.

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