Es ist ein merkwürdiges Wort, das der baden-württembergische Ministerpräsident Kretschmann da verwendet hat: die Gegner seines Bildungsplans, der die Behandlung „sexueller Vielfalt“, das heißt, ins Unverblümte übersetzt: die massive Aufwertung sexueller Minderheiten im Unterricht, festschreiben will, seien „religiös imprägnierte Menschen“.
Imprägnieren ist ein Begriff aus der Textilbranche. Es bedeutet (nach dem DUDEN)
(einen festen, aber porösen Stoff) mit einem bestimmten Mittel behandeln (das ihn vor Wasser, Zerfall u. a. schützen soll).
Wie kann dann ein Mensch „religiös“ imprägniert sein? Meint Kretschmann etwa, daß dieser Mensch sich oder andere mittels der Religion vor dem (moralischen?) „Zerfall“ schützen will? Oder meint er einfach durch und durch religiöse Menschen? Das hätte man dann auch freundlicher ausdrücken können.
Das Pikante daran ist, daß Kretschmann ja, wenn man der Wikipedia glauben will, selbst ein „religiös imprägnierter“ Mensch ist. Er ist praktizierender Katholik, Mitglied im Diözesanrat der Erzdiözese Freiburg und sogar Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Warum um Himmels willen nennt er dann seine Gegner „religiös imprägniert“?
Er verstehe nicht, was die Kirchen an seinem Bildungsplan störe, sagt Kretschmann (nach der heutigen Ausgabe der F.A.Z. zitiert). „Das werde ich dann wohl erfahren“, meint er im Hinblick auf Gespräche mit den Kirchen, die noch in dieser Woche stattfinden sollen.
Wer freilich eine seriöse Tageszeitung liest, konnte schon seit Tagen die sehr eindeutigen und völlig klaren Stellungnahmen der Kirchen zur wunderbaren „sexuellen Vielfalt“ lesen.
Und ein Ministerpräsident, wenn er denn nicht grün und alternativ imprägniert ist, müßte doch eigentlich in der Lage sein, das geistig nachzuvollziehen.
Die Frage ist doch: wußte er, daß sein Kultusminister die Stellungnahmen der Schwulen- und Lesben-Lobby wörtlich (und mit scherwiegenden Folgen für den Unterricht) in einen Bildungsplan aufgenommen hat? Oder lebt er in seiner grünen Imprägniertheit schon so abgehoben, daß er sich für solche Niederungen gar nicht mehr interessiert?
Was er sonst noch sagt, spricht leider nicht für seine Intelligenz. Er habe in dem Papier „keine verkappten Theorien“ entdeckt. Wer so etwas angesichts des massiven Gender-Unfugs in der Vorlage sagt, den kann man eigentlich nicht mehr ernst nehmen.
Zur Info:
http://frischer-wind.blogspot.de/2014/01/baden-wurttembergs-ministerprasident.html