Warum? Weil es nur noch Studierende gibt.
Jahrhundertelang waren die Universitäten von Studenten bevölkert. Aber seit die feministische Sprachverhunzung mit großer krimineller Energie dabei ist, die ganze Gesellschaft mit ihren unsäglichen Wortbildungen zu überfluten, hat man sie nach und nach abgeschafft. Jedes Studentenhaus heißt heutzutage „Studierendenhaus“, und gerade lese ich, daß die Ruhr-Universität Bochum – im Zuge der modernen Zeit – keine Studentenschaft mehr hat, sondern „Studierendenschaften“!
Die Schöpfer eines solchen Wortungetüms müßte man für mindestens fünf Jahre ins Gefängnis (oder ins Gefangenenhaus?) stecken!
Da fällt mir ein: erinnern Sie sich noch an Wolf Schneider? Er hat viele Jahre die NDR Talk Show moderiert, aber er war viel mehr: seit der Nachkriegszeit hat er als Journalist für alles geschrieben, was Rang und Namen hat: für die Süddeutsche Zeitung und die Nachrichtenagentur AP, für den Stern und für die Welt. Mehr als anderhalb Jahrzehnte war er Leiter der Hamburger Journalistenschule.
Und er hat unermüdlich gegen die Verhunzung der deutschen Sprache gekämpft, die (siehe oben) leider immer noch fortschreitet. Deshalb war er, wie jeder Mensch, der noch über ein Fünkchen Sprachgefühl verfügt, gegen die abstruse Rechtschreibreform, die soviel Unheil angerichtet hat. Und gerade jetzt hat er, inzwischen 88 Jahre alt, noch einmal gegen die nicht weniger abstruse „geschlechtergerechte“ Sprache vom Leder gezogen.
In einem von der Thüringer Allgemeinen in Erfurt veranstalteten Podiumsgespräch (hier auszugsweise nachzulesen) sagte er über die „geschlechtergerechte“ Sprache:
Ich habe dieser Sprache öffentlich den Krieg erklärt. Ich polemisiere dagegen, wo es nur geht. Ich finde sie Schwachsinn, von Alice Schwarzer durchgesetzten und von Gewerkschaften betriebenen und von Betriebsräten, Politikern und leider auch Theologen übernommenen Schwachsinn.
Da hat Schneider den eigentlichen Punkt getroffen. Daß feministische Grüppchen, die von dem, was Sprache überhaupt ist, kaum etwas wissen und sie nur unter dem Aspekt ihrer eigenen Ideologie, also als Arbeitsfeld im Geschlechterkampf sehen, das kann man ihnen kaum verübeln – sie haben eben diesen Tunnelblick. Daß aber diese sprachliche Verrücktheit von der Gesellschaft bis zum letzten Provinzpolitiker – ach, Verzeihung: bis zu den letzten Provinzpolitikerinnen und Provinzpolitikern! – einfach nachgeplappert wird, das ist das eigentlich Unbegreifliche. Schneiders Einwurf, die geschlechtergerechte Sprache gehe „von der törichten Vorstellung aus, das natürliche Geschlecht habe mit dem grammatischen Geschlecht irgendetwas zu tun“, ist zwar vollkommen richtig, sie wird aber niemanden belehren, der nur eines kennt: seine Ideologie, die ganze Ideologie und nichts als die Ideologie.
Einiges erfährt man in dem Gespräch, was schrecklich genug ist: daß die Stadt Halle es zum Beispiel per Ratsbeschluß untersagt hat, nur die männliche Form zu benutzen. Oder die Anrede „Herr Professorin“ an der Universität Leipzig. Oder – um dem bösen Spiel ein Ende zu machen – der im Gespräch zitierte Auszug aus einer Stellenbeschreibung beim Norddeutschen Rundfunk:
Der Intendant/ die Intendantin benennen seinen Stellvertreter/seine Stellvertreterin bzw. ihren Stellvertreter/ihre Stellvertreterin usw.
Jedem, der eine solche Sprache verwendet, anordnet oder zu ihrer Verbreitung beiträgt, empfehle ich, sich so schnell wie möglich in therapeutische Behandlung zu begeben.