Der Focus, das Nachrichtenmagazin, das den Spiegel in Auflage und Beliebtheit mit allen Mitteln überholen wollte, war immer „unter“ – unter jedem sprachlichen und geistigen Niveau, das man zu einem solchen Vorhaben braucht, und am liebsten auch unter der Gürtellinie. In letzter Zeit freilich ist der Focus derart abgesunken, daß man kaum mehr einen Unterschied zur Bildzeitung erkennen kann. Er lebt immer mehr von primitiven Kampagnen, etwa gegen den Bischof Tebartz-van Elst („Protz-Bischof“), und die journalistische Sprache ist kaum mehr zu unterbieten.
Nehmen wir nur einmal den Artikel zum 50. Geburtstag des Großschauspielers Til Schweiger. Er trägt (hier nachzulesen) den Titel
Zum 50. Geburtstag wünscht sich Til Schweiger Dessous in der Post.
Das ganze ist freilich nichts anderes als die Paraphrase eines Bild-Interviews, das mit dem Nudelholz ein bißchen ausgewalzt und dann – extra für Focus-Leser! – mit einer schlüpfrigen Überschrift versehen wurde.
Und so beginnt der Artikel:
Im „Tatort“ spielt er den härtesten Ermittler Deutschlands, im Kino erzeugt er mit der immer gleichen Mischung aus Romantischem und Komödiantischem Blockbuster. Kein deutscher Schauspieler ist so erfolgreich – und keiner so umstritten.
Schon in diesen ersten Sätzen stimmt buchstäblich nichts. So etwas würde man in der seriösen Presse nicht einmal einem Volontär durchgehen lassen: dumme, geradezu lächerliche Superlative, die sich im Stil der Bildzeitung an die Instinkte des Prekariats richten. Der „härteste Ermittler“? Einer, der Blockbuster „erzeugt“? Keiner so erfolgreich? Keiner so umstritten?
Wir haben in Deutschland weiß Gott so viele gute Schauspieler wie in kaum einem anderen Land der Welt (die USA eingeschlossen), was vor allem an der gründlichen Ausbildung der Bühnenschauspieler liegt. Viele unserer Fernsehspiele können es locker mit den meisten US-Filmen aufnehmen.
Aber Til Schweiger?
Zu einem großen Schauspieler gehört denn doch ein bißchen mehr – Wandlungsfähigkeit, Präzision im Spielen und eine darstellerische Präsenz. Mehr muß man dazu nicht sagen.