Dieter Hildebrandt ist tot – War er ein „gehässiger Beobachter“ der Politik?

So nannte ihn tatsächlich in ihrem Nachruf soeben Barbara Möller von der Welt. Eine halbe Stunde später hat sie aus dem „gehässigen“ einen „spöttischen“ Beobachter gemacht. Aus eigener Einsicht? Oder doch eher veranlaßt durch den energischen Protest der Leser? Oder machen bei der Welt geistig einfach gestrickte Online-Mitarbeiter die reißerischen Überschriften ohne Rücksprache mit den Redakteuren?

So ein Wort schreibt man jedenfalls nicht aus Versehen, wenn man der deutschen Sprache mächtig ist. Gehässig, das bedeutet nach Dudens Universalwörterbuch

in bösartiger Weise missgünstig; boshaft, gemein.

Kann ein Mensch, der noch halbwegs bei Sinnen ist, Dieter Hildebrandt so nennen?

Wenn es überhaupt einen Kabarettisten gibt, der sein ganzes Leben und erst recht seine kabarettistische Arbeit auf die Moral gegründet hat, dann war es Dieter Hildebrandt. Ihn, noch dazu in einem Nachruf kurz nach seinem Tod, gehässig zu nennen, ist schon kein Fauxpas mehr.

Es ist eine Frechheit. Und es verlangt nach einer Entschuldigung.

PS: Natürlich wird diese Entschuldigung nie kommen. Nur der lapidare Satz eines „Die Welt“-Moderators: „Wir fanden die Überschrift auch nicht angemessen. Also wurde sie geändert.“

Und was sagt Frau Möller selbst dazu? Nix. Sie schweigt.

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