Es sieht wirklich nicht so aus. Für die „Energiewende“ scheinen sie alles, aber auch wirklich alles zu opfern.
Von den Windkraftanlagen, diesen Schandflecken in der Landschaft, will ich gar nicht mehr reden. Solche Dinger in unsere Mittelgebirge zu stellen – das ist ungefähr so, als ob man Hochhäuser mitten zwischen die Fachwerkbauten eines intakten Dorfkerns setzt. Das ist eben keine bloß optische Petitesse, es ist eine Beleidigung für die menschlichen Sinne, und es macht auf lange Sicht die Seele krank. Höre ich dazu irgendetwas von Künast und Trittin? Nein. Kein Sterbenswörtchen.
Was aber jetzt dazukommt, ist mindestens ebenso schlimm. Weil die Macher der „Energiewende“ wissen, daß sie soviele Windräder, wie sie bräuchten, im Landesinneren rechtlich gar nicht durchsetzen können, wollen sie die Windräder in das (wehrlose) Meer stellen. Dann aber braucht man gigantische Stromtrassen quer durch ganz Deutschland. Man rechnet mit neuen Trassen von insgesamt 3600 km Länge, jeweils mit einer Breite von bis zu einem Kilometer! Der Landschaftsverbrauch, die Zerstörung, die mit solchen Trassen verbunden sein wird, ist den meisten Menschen offenbar nicht klar. Sie hören nur von „erneuerbaren Energien“ und sind begeistert. Hat uns allen denn Fukushima so gründlich den Blick getrübt? Haben wir auf einmal den Verstand verloren? Ist die Natur jetzt vogelfrei, nur weil wir plötzlich im Zeitalter „nach Fukushima“ leben?
Ich will es noch deutlicher sagen: an dieser „Energiewende“ ist überhaupt nichts „naturfreundlich“, „nachhaltig“ „ökologisch“ oder „bio“, oder wie die Euphemismen sonst noch heißen. Es ist eine Mogelpackung, wie wir sie im politischen Diskurs dieses Landes lange nicht mehr hatten. Um eine „natürliche Energie“ zu erzeugen, werden wir die Natur großflächig zerstören. Es ist heller Wahnsinn – und genauso pervers wie der Mißbrauch guter Ackerböden zum Anbau von „Biomasse“ für unsere Kraftwerke und Motoren.
Leider gibt es, was mich besonders enttäuscht, auch von den Naturschutzverbänden bisher nur verhaltene Reaktionen, sogar Zustimmung. Man möge doch, lese ich, bitte, bitte die Windräder nicht dort aufstellen, wo Vogelflugrouten liegen. Und man solle sie doch, falls möglich, so gestalten, daß möglichst wenige Vögel von ihnen zerfetzt werden.
Mit so artigen Bitten kann man nichts erreichen, gar nichts. Die Naturschutzverbände scheinen nicht zu merken, daß die Wirtschaft jetzt endlich das ihr schon lange verhaßte Naturschutzrecht aushebeln will. Der hessische Wirtschaftsminister, Dieter Posch, sagt es ganz offen: die „schnelle Realisierung“ der Trassen stehe jetzt im Vordergrund. Im Landesportal Hessen kann man es nachlesen:
Nach der Atomkatastrophe von Japan macht sich Hessens Wirtschaftsminister Dieter Posch für einen leichteren und schnelleren Bau neuer Hochspannungsleitungen stark. Notfalls müssten dazu Naturschutzrichtlinien ausgesetzt werden, sagte Posch im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa am Freitag … „Wir müssen jetzt darüber nachdenken: Wie kann man den Bau solcher Netze schneller realisieren?“ Der Wirtschaftsminister schlug vor, das Planungsrecht ins Visier zu nehmen. Bestimmte Klauseln im Naturschutzrecht könnten beim Bau solcher Leitungen auf Eis gelegt werden.
Dieses Naturschutzrecht, dem man jetzt endgültig den Garaus machen will, ist übrigens auch unter dem politischen Druck der Grünen so gut geworden, wie es jetzt (noch!) ist. Aber das war zu einer Zeit, als die Grünen noch Interesse an der Natur hatten.