Zuhause oder zu Hause im Zuhause?

Auf Spiegel Online konnte man gestern folgende Überschrift lesen:

Strengreligiöse Eltern dürfen Kinder nicht Zuhause unterrichten

Die Überschrift zeigt, daß die „Neue Rechtschreibung“ – der Bevölkerung vor Jahren von einem verhängnisvollen Bündnis aus unfähigen Germanisten und sprachlich schlichten Politikern aufgezwungen – zu einer völligen Aufhebung jeder Schreibsicherheit geführt hat. Das Sprachgefühl, das vorher wenigstens in Ansätzen noch vorhanden war, ist nun endgültig zerstört. Jeder schreibt jetzt, wie er mag.

Nehmen wir nur einmal die oben zitierte Schlagzeile von Focus Online. Warum schreibt der Redakteur „Zuhause“ groß? Hat das Zuhause der angeklagten Familie vielleicht mehr als 80 qm?

Wer ein Zuhause hat, mag das großschreiben, denn dann ist es ein Nomen. Ansonsten ist es gefälligst kleinzuschreiben – entweder zusammen, also zuhause, oder getrennt: zu Hause. Tertium non datur.

Man kann vieles mit der Sprache machen: man kann sie beobachten, erforschen, zergliedern, kritisieren, man kann auch schimpfen und fluchen über sie. Aber was man unter keinen Umständen darf: auf dem Verwaltungsweg an ihr herumpfuschen, ihr Fesseln anlegen oder gar den dummen Versuch machen, über sie zu herrschen.

Das Unheil, das man mit solchen Versuchen anrichtet, ist groß. Die „Rechtschreibreform“ ist der beste Beweis dafür.

Dieser Beitrag wurde unter Sprache und Literatur veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert