Janez Potočnik, der slowenische EU-Kommissar, der für die Umwelt zuständig ist, hat die Nase voll. Er fordert einen großen Ausrottungsfeldzug gegen Pflanzen mit Migrationshintergrund.
Es geht ihm zum Beispiel um das bis 3m hohe Herkuleskraut, das eigentlich Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) heißt und aus dem Kaukasus stammt. Es enthält ein „phototoxisches Kontaktgift“, d.h. wenn man bei Sonnenschein mit dem Pflanzensaft Kontakt hat, reagiert die Haut, wie man in der Wikipedia nachlesen kann, mit „Rötung, Juckreiz, Austrocknung und Schuppenbildung“. In (sicher seltenen) Fällen kann es auch zu schwereren Hautverätzungen kommen.
Der Herr Kommissar will jetzt (wie man es von den Kampfhundrassen kennt) eine Liste mit 50 Pflanzen zusammenstellen, die dann von der EU „verboten“ werden. Falls sie aber doch im Gebiet des Schengener Abkommens irgendwo verbotswidrig auftauchen, müssen sie gnadenlos ausgemerzt werden – sonst gnade ihnen Gott. Der Herr Potočnik, eben ein ausgewiesener Botaniker, weiß sogar, daß diese Eindringlinge jährlich einen Schaden von genau zwölf Milliarden Euro anrichten. Wie gut stünde die EU finanziell da, wenn es diese Pflanzen mit Migrationshintergrund nicht gäbe!
Jetzt wollen wir aber einmal Tacheles reden mit dem Herrn Kommissar. Pflanzen oder Tiere „auszurotten“, die sich fest eingebürgert haben, ist so gut wie unmöglich. Die Natur ist viel stärker und vitaler als der Mensch, ja mehr noch – sie beugt sich nicht einmal den Drohungen von EU-Kommissaren! Solche Vernichtungsfeldzüge haben nämlich schon viele vor ihm versucht, und niemand, wirklich niemand hat es je geschafft.
In einer mobilen Welt mit Schiffen und Flugzeugen ist die Ausbreitung von Pflanzen und Tieren nun einmal nicht zu verhindern. In einem Büro in Brüssel mag das möglich sein, in der Wirklichkeit nicht. Um das zu wissen, hätte übrigens ein Anruf in einem beliebigen botanischen Institut genügt.
Aber noch ein Wort zum botanischen Sachverstand des Herrn Potočnik. Er hat, wie man in der Wikipedia nachlesen kann, Wirtschaftswissenschaften studiert und war dann Assistenzprofessor an der juristischen Fakultät in Ljubljana. In der EU wurde er zusammen mit Günter Verheugen „Erweiterungskommissar“, bevor man ihm 2010 das Umweltressort überließ.
Man sieht: ein wirklich fachkundiger Kommissar, der alles über Pflanzen und Tiere von der Pike auf gelernt hat.
PS: In Deutschland gibt es Hunderte von wirklich giftigen Pflanzen. Die müssen unbedingt auch alle ausgerottet werden, Herr Potočnik!