Eine solche Unverfrorenheit hat man lange nicht mehr gehört: wenn immer mehr Menschen einen Zweitjob brauchen, dann könne das auch an ihrer „gestiegenen Konsumlust“ liegen, sagt eine (namentlich leider nirgends genannte) Sprecherin des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.
Wie wäre es denn damit, Frau von der Leyen: wenn 2,66 Millionen Deutsche einen Zweitjob brauchen, dann könnte das doch – rein theoretisch – auch an der grenzenlosen Geldgier unserer Unternehmer liegen, nicht wahr? In den ersten Jahrzehnten unserer Republik hat selbst ein Hilfarbeiter, wenn auch in bescheidenen Verhältnissen, mit einem Gehalt seine Familie ernähren können. Davon kann man heute nur noch träumen.
Und die Habgier – avaritia – ist eine der Todsünden, das sollte man angesichts dieser Karriere-Seilschaften, die mit fürstlichen Gehältern, Boni und Abfindungen wie die Maden im Speck leben, nicht vergessen.
Asozialität ist längst nicht mehr nur ein Unterschichtproblem – asoziales Verhalten ist schon lange in die Chefetagen und damit in das gesamte Management eingesickert. Soziale Verantwortung, in den 50er und 60er Jahren noch eine gelebte Pflicht in den meisten deutschen Unternehmen, ist heute nur noch ein leerer Marketingspruch.