Beginnt endlich ein Umdenken der Naturschutzverbände in der Energiepolitik?

Der Vogelsberg ist kaum mehr zu retten, so massiv verschandeln Windrädern den Blick über die Höhen. Jetzt also der Odenwald!

Es ist, wenn man es so altmodisch ausdrücken darf, eine gesegnete Landschaft. Wir machen traditionell unsere Osterwanderung von der Bergstraße aus über die Weinberge in den Odenwald hinein und sind jedes Jahr wieder begeistert über die fast mediterranen, warmen Westhänge des Gebirges und die schönen silbergauen Buchenwälder. Windräder sieht man da kaum – auch das ist heutzutage fast schon ein „Alleinstellungsmerkmal“.

Aber das soll sich bald ändern.

Mehr als 600, vielleicht sogar 700 Windräder sollen in dem eher kleinen Gebirge aufgestellt werden. Überall entstehen schon in aller Heimlichkeit Gutachten über die Standorte – „ohne Einbeziehung der Naturschutzverbände und der Unteren Naturschutzbehörde“ (wie man heute im Rhein-Main-Teil der F.A.Z. nachlesen kann). Die genauen Standorte sollen (natürlich!) erst nach den hessischen Landtagswahlen im September veröffentlicht werden.

Kerstin Schultz, Professorin an der Hochschule Darmstadt, hatte vor kurzem mit ihrem Aufruf „Windkraft – Ja, aber …“ in kürzester Zeit 15.000 Unterschriften gegen den hemmungslosen Ausbau der Windenergie gesammelt. Jetzt hat sich – immerhin – zum erstenmal ein Kreisverband des Nabu (Kreisverband Odenwald) wenigstens ein bißchen kritischer gezeigt. Mensch, Natur und Umweltbelange müßten „ernsthaft respektiert“ werden, heißt es jetzt, und: es sei schockierend, daß auf einmal eine um das Sechsfache (!) vergrößerte Fläche – nämlich 13 % des Kreises – als Vorrangfläche für Windräder ausgewiesen werden sollten.

Der Odenwald werde damit „zu einem Industriegebiet für Windparks“.

Jetzt könnte man natürlich fragen, warum gerade die großen Naturschutzverbände bis heute jede Energie-Narretei der Kanzlerin (und natürlich die von Rot-Grün) mitgetragen haben. Die Bundesgremien dieser Verbände sind eben nicht mehr Naturschützer, und erst recht keine Landschaftsschützer, sie gefallen sich eher in der Rolle als Politiker. Aber dafür hat man sie nicht gewählt.

Daß jetzt ein Kreisverband des NABU aus der Schar der Nibelungentreuen ausschert, ist sicher auch dem großen und lobenswerten Engagement von Kerstin Schultz zu verdanken.

PS: Der hessische Ministerpräsident Bouffier hatte leider keinen Termin frei, um die Unterschriften der Petition entgegenzunehmen.

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