Daß die Menschen in Istanbul ihren kleinen Park – vorerst! – gerettet haben, ist fast unglaublich. Erdogan, der ohnehin zur Großmannssucht und Selbstüberschätzung neigt, wollte mit ihnen kurzen Prozeß machen – mit dem rücksichtslosen Einsatz von Gas. Damit hat er aber den Zorn der Demonstranten erst auf sich gezogen.
Erdogan war zwar einmal Bürgermeister von Istanbul, aber er kann mit dieser bunten, vitalen, schillernden Stadt im Grunde wenig anfangen. Seine geistige Heimat ist das Land, und dort hat er auch seine Wähler und Anhänger. In Istanbul würde er heute mit Sicherheit keine Mehrheit mehr bekommen.
Aber das gilt für viele dieser autoritären Herrscher. Ahmadineschad schlägt im urbanen Teheran nur Verachtung entgegen, und Mursi hätte in Kairo keine Chance, eine Wahl zu gewinnen. Und Putin? Moskau würde ihn zum Teufel jagen. Nein, alle diese feinen Herren stützen sich, um die demokratische Fassade zu wahren, auf die „bildungsfernen Schichten“ des flachen Landes.
Gibt es einen besseren Grund, Bildung und Aufklärung in das letzte Dorf zu tragen?