Wer sich in einem Bürgerkrieg wie in Syrien auf eine Seite schlägt, muß wissen, was er tut, denn moralisch stehen die Kriegsparteien inzwischen auf einer Stufe. Aber das war nicht immer so.
Der Widerstand gegen den Despoten Assad, der seinem Vater entgegen ersten Erwartungen in seiner Brutalität schnell ebenbürtig wurde, war zunächst friedlich. Von Bewaffnung war viele Monate lang keine Rede. Aber Assad ließ vom ersten Tag an seine Milizen auf die unbewaffneten Demonstranten los. Viele von ihnen starben, und als man die Opfer unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beerdigte, ließ Assad auch auf die Trauernden schießen. Als die sich endlich – mit geradezu vorsintflutlichen Waffen – gegen den Terror des hochgerüsteten Regimes wehrten, ließ Assad ganze Wohnblocks und die traditionell aufmüpfigen Städte mit seinen Kampfjets bombardieren.
Das war der Beginn des Bürgerkriegs. Inzwischen werden Greueltaten von beiden Seiten begangen, und unter die syrischen Regimegegner haben sich längst kriminelle Banden und islamistische Terroristen gemischt.
Und doch muß man eines sagen: letztlich trägt der die Verantwortung, der die Macht im Staat hat. Assad hätte die Eskalation schon mit kleineren Zugeständnissen verhindern können. Aber so etwas kommt einem orientalischen Despoten nicht in den Sinn. Er hat auf die nackte Gewalt (und auf seine Verbündeten Rußland und China!) gesetzt, und an dieser Gewalt wird er zugrundegehen.
Beruhigend ist diese Aussicht aber nicht. Durch das Machtvakuum werden auch in Syrien (wie im Irak) islamistische „Gotteskrieger“ in das Land einsickern. Und alles, was sich zwischen Assad und ihnen befindet, und dazu gehört die große und bisher tolerierte christliche Minderheit, wird von ihnen verfolgt und aufgerieben werden.
Deshalb darf das Ausland – so entsetzlich das im Moment auch aussieht- keiner der beiden Seiten Waffen liefern. Wer es wie Rußland dennoch tut und Assad mit modernsten Raketen ausstattet, muß für jedes Kriegsverbrechen des Despoten verantwortlich gemacht und vor einen internationalen Gerichtshof gestellt werden. Auch der selbstherrliche Herrscher über alle Reußen steht nämlich nicht außerhalb des Völkerrechts. Putins Ansehen im eigenen Land ist inzwischen soweit gesunken, daß man – wie bei allen autoritären Herrschern – jederzeit mit außenpolitischen Verzweiflungstaten rechnen muß.